Barhocker - Holzbearbeitung

Die Idee zum Bau einiger Barhocker hat grundsätzlich mal wieder mit unserem Weichholzfaible zu tun. Die Küche und das Schlafzimmer sind die einzigen Räume, die sich dem bisher entziehen konnten - nun rückt es aber auch in die Küche ein. Es sollten einige Hocker entstehen, auf denen man mal die Zeitung lesen oder einen Kaffee trinken kann. Außerdem finden viele kleine Schwätzchen in der Küche und dort mangels Sitzgelegenheiten eben im Stehen statt. Jetzt nicht mehr.

Es wäre einfacher gewesen, billige Hocker zu kaufen und weiter zu verarbeiten. Nur sind die leider alle für Barhöhe gebaut und Barhöhe liegt mit 1,20m deutlich höher als das Niveau einer Küchenarbeitsplatte (etwa 90cm). Nun könnte man sie einfach kürzen - dann aber ist die untere Querstange fast auf Bodenniveau und damit nicht mehr geeignet, um dort die Füße abzustellen. Half also alles nichts - neue mussten her.

 

Vorbereitung

Am Anfang des Projekts stand auch hier wieder die Zeichnung.  Sie musste neben dem Winkel der Beine auch deren Länge festlegen, bestimmte damit die Länge der Querstreben und zuletzt auch den Durchmesser des Sitzes. Einige Veränderungen gegenüber dem typischen Kneipenhocker waren dabei vorgesehen:


Dabei ergaben sich folgende Werte:

 

Zuschnitt

So mit Daten gerüstet, ging es an den Zuschnitt. Wie erwähnt habe ich auf Optimierung der Balkenausnutzung verzichtet und lieber einen Anschlag zunächst bei 36 und dann bei 20 Zentimetern installiert. Die Säge wurde auf 10 Grad eingestellt, der Balken einmal abgeschrägt und dann ging es Schnitt auf Schnitt. Nach jedem Schnitt wird der verbleibende Restbalken einmal umgedreht, damit die beiden Schnitte nicht parallel liegen. Das geht gut von der Hand und nach wenigen Viertelstunden waren alle Stücke fertig. Das Tischbein in der Drehbank weist übrigens auf ein paralleles Projekt hin, das hier auch bald zu sehen sein wird.

Der Zuschnitt der Beine war noch leichter, denn hier war keine Winkeleinstellung nötig. Einfach einen Anschlag bei 75cm montieren und in ein paar Minuten liegen 16 gleich lange Stücke vor. An den Querstreben werden dann die Kanten sorgfältig geglättet, damit keine Späne verbleiben, die die spätere Verleimung beeinträchtigen können. Nicht aber die Kanten sichtbar anschleifen, denn sonst gibt es bei der Verleimung keinen glatten Übergang mehr.

Der Zuschnitt der Teller wurde oben schon kurz geschildert - keine große Sache und mit der Stichsäge schnell erledigt. Mitunter liegt aber gerade kein Zirkel bereit, mit dem man einen Kreis mit 40 Zentimetern Durchmesser zeichnen kann. Da hilft ein einfacher Trick: Aus einem Sperrholzrest wird eine schmale Latte geschnitten, die etwas länger als der benötigte Radius (hier 20 Zentimeter) ist. Dort kommen zwei ganz kleine Löcher hinein (am besten mit einem Nagel), die genau den gewünschten Abstand von 20 cm zueinander haben. Durch das eine Loch wird nun die Leiste mit einem Nagel am Werkstück fixiert, in das andere steckt man eine dünne Bleistiftmine. Nun kann das ganze leicht gedreht werden und zeichnet einen Kreis im gewünschten Durchmesser auf - im Bild am Beispiel eines Halbkreises für den zusammengeflickten Sitzteller. Der Abdruck des Nagels zeigt nachher an, wo der Mittelpunkt des Kreises sitzt und somit auch, wo der Halbkreis abgeschnitten werden muss, damit die beiden Hälften nachher einen runden Kreis ergeben. Dieser Zusatzschritt ist notwendig, weil sonst der Mittelpunkt genau auf der Kante des Werkstückes liegen würde und dort der Nagel zum Anzeichnen nicht befestigt werden kann.

 

Leimen und Pressen

Nachdem alle Stücke zugeschnitten waren, ging es bereits an das Zusammensetzen. Das Schöne an diesem Projekt war vor allem, dass man sehr schnell sehen konnte, wie es sich weiterentwickelt - es ging ruckzuck.

Aus jeweils zwei Beinen und einer kurzen und langen Querleiste wurde zunächst ein Seitenteil gebildet. Dazu habe ich alle vier Teile auf eine Fläche gelegt und die Balken so ausgerichtet, dass möglichst die schönsten Seiten nach außen zeigen und die weniger schönen Enden der Balken nach oben, wo man sie später nicht sieht.

Die obere Querstrebe wurde dabei so ausgerichtet, dass die Enden der beiden Beine genau bündig zur Kante der Querleiste enden. Durch die Winkelverhältnisse steht dabei ein Rest der Beine ab, der wird später entfernt. Die Ausrichtung der unteren Querleiste ist etwas kniffliger, ich habe sie anhand des aus der Zeichnung hervorgehenden Abstandes zum Boden eingesetzt. Das erfordert wiederholtes Nachmessen, denn wenn das nicht genau ausfällt, sind später die Querleisten unterschiedlich hoch, was bereits bei wenigen Millimetern sofort ins Auge fällt. Hier ist also ein wenig Präzision gefragt und hier zeigt sich auch, warum es wichtig war, die Beine bereits jetzt alle genau gleich lang zu haben.

Das Bild zeigt zwei der fertig verleimten Seitenteile, man erkennt gut, wie die Enden der Beine aufgrund des Winkels oben überstehen. Aus dem gleichen Grund steht das ganze auf den Kanten der Beine - auch das wird natürlich später korrigiert.

Zum Pressen solcher Werkstücke verwende ich meine wolfcraft Einhandzwingen. Ich habe 8 Stück mit jeweils 70 cm Länge davon, die quasiständig im Einsatz sind. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn, eine der verschiedenen kürzeren Längen zu kaufen, denn für wenig mehr Geld sind diese hier für jede Länge geeignet. Sie entwickeln einen enormen Druck und lassen sich mit einem kleinen Umbau auch zum Spreizen verwenden.

Die Verleimung trocknet über Nacht. Wieder einmal habe ich bei diesem Projekt festgestellt, dass ich auch die doppelte Menge dieser Zwingen gut gebrauchen könnte - Zwingen kann man einfach nicht genug haben.

Die Stücke wurden stumpf verleimt - die dadurch entstehende Stabilität reicht für die weiteren Aufbauschritte, nicht aber für das Endprodukt. Sie wird daher später noch verstärkt.

Mit Fertigstellung und Trocknung aller Seitenteile waren alle Beine und die Hälfte der Querstreben verbaut. Nun wurden auf dem gleichen Weg die Seitenteile mit den übrigen Querstreben verbunden. Jetzt zeigt sich, ob vorher alles genau nach Maß gefertigt wurde, denn die nun einzusetzenden Querstreben müssen auf gleicher Höhe mit den bereits verleimten Querstreben der beiden Seitenteile sitzen. Der Hammer auf dem Bild belegt, dass dazu hier und da (mit Unterlageklötzchen) ein wenig geklopft werden musste.

Das Ergebnis sieht bereits sehr nach einem Hocker aus. Ich habe in diesem Arbeitsschritt jeweils zwei Seitenteile an beiden Seiten miteinander verbunden. Auch hier wurde stumpf verleimt, die Anzahl der vorhandenen Zwingen erlaubte nur die Fertigstellung von zwei Gestellen. Nach einem weiteren Tag kamen die nächsten beiden an die Reihe. Aber es gab auch parallel noch etwas zu tun.

Wie angesprochen reicht die stumpfe Verleimung später zur Stabilität nicht aus. Durch die langen Beine ergeben sich erhebliche Kräfte, wenn der Hocker mal schräg aufgesetzt oder gekippelt wird - die Verleimung würde dabei aufreißen und der Hocker einfach auseinander fallen. Sie muss also verstärkt werden und zwar noch während das Ganze durch die Zwingen stabil gehalten wird.

Ich habe dazu Bohrlöcher eingebracht, die durch die Beine tief in die Stirnseiten der Querstreben reichen. Im Bild rechts sind diese Stellen an der Hälfte der Querstreben durch die Zwingen verdeckt - an den freiliegenden Seiten wurden jeweils zwei Bohrlöcher im Abstand von 2,5 Zentimetern in jede Querstrebe eingebracht. Das ist etwas heikel, denn der Abstand der Bohrlöcher muss groß genug sein, damit später noch ein weiteres Bohrloch quer verlaufen kann - er darf aber auch nicht zu groß sein, weil sonst der Bohrer auf einmal seitlich aus der Querstrebe herausschaut.

Zum Glück ging's gut und die 16 Löcher pro Hocker waren glücklich eingebracht. Sie haben eine Tiefe von rund 10 Zentimetern. Dort hinein kam nun zunächst Leim und dann Stücke einer geriffelten 10mm Buchenstange. Daraus kann man prima selbst Holzdübel zuschneiden, die im fertigen Beutel meist deutlich teurer sind - darüber hinaus bestimmt man selbst die Länge. Die Dübel wurden vorsichtig mit dem Hammer eingeschlagen, man hört am veränderten Ton, dass sie komplett drin sind, außerdem merkt man es daran, dass der (sparsam) eingebrachte Leim an den Riffelflächen vorbei wieder aus dem Loch gedrückt wird. Er ist somit gut verteilt und trocknet gemeinsam mit dem nach wie vor zusammen gepressten Gestell über Nacht.

Am nächsten Tag wurden die Zwingen gelöst und weitere acht Bohrlöcher in die noch unbehandelten Stirnseiten eingebracht. Diese Kanäle verlaufen genau zwischen den bereits vorhandenen hindurch - das war wesentlich einfacher, denn sie sitzen exakt in der Stirnmitte der Querstreben und somit bestand keine Gefahr, nach außen abzuwandern.

Nach dem Trocknen wurden die überstehenden Enden der Holzdübel abgesägt. Die Verwendung von Buchenstäben bringt hierbei neben der höheren Stabilität auch einen Farbunterschied, der die Form der Verarbeitung unterstreicht und gut aussieht. Natürlich kann man hier auch einfach versenkte Schrauben einsetzen, aber ich finde es so deutlich schöner.

Man sieht übrigens auf dem letzten Bild rechts ganz gut, wie das ursprünglich gerade zugeschnittene Hockerbein nun durch die 10° Neigung in zwei Richtungen eine überstehende Ecke bildet. Die Begradigung der Beine war nun der nächste Schritt. Am oberen Ende kommt es da nicht so sehr auf Präzision an, schließlich liegt da ja später der Sitzteller auf und verdeckt die Verbindungsstelle. Am unteren Ende aber ist die genaue Begradigung um so wichtiger, denn trotz aller Genauigkeit kann man kaum verhindern, dass das Ergebnis nun kippelt - die Beine also nicht gleichmäßig den Boden erreichen. Selbst wenn sie das aber täten, so stünden sie nur auf einer Ecke des Balkens, der ja wegen der Neigung in zwei Richtungen kaum noch Auflagefläche hat. Das wird nun korrigiert.

Die oberen Enden habe ich hierzu einfach an den Schleifteller gehalten, bis der Überstand entfernt war.

Am unteren Ende ging es etwas umständlicher zu. Hier habe ich zunächst den kippelnden Hocker mit der Wasserwaage in die richtige Position gebracht und in dieser fixiert. Das geht mit Unterlage von dünnen Plättchen unter die nun nicht aufliegenden Beine - der Hocker stand nun in der Waage. Nun habe ich eine 1cm starke Leiste neben die Beine auf den Boden gelegt und an der Oberkante einen Markierungsstrich an die Außenseiten aller Beine angebracht.

Aufgrund der mehr oder weniger dicken Unterlagen standen die Beine nun unterschiedlich weit vom Boden ab - natürlich spielte sich das im Bereich weniger Millimeter ab. Dadurch wiederum war die Markierung nun mehr oder weniger weit vom Ende des Beines entfernt - immer jedoch gleich weit vom Boden und parallel zum Boden. Mit Absägen der markierten Stellen war damit erreicht, dass die Hocker erstens mit der gesamten Stirnfläche des Beines aufliegen und zweitens gerade und ohne Kippeln in der Waage stehen. Der Trick ist alt und einfach und genial, er funktioniert so beim jedem mehrbeinigen Möbel. Das abgeschnittene Stück zeigt, dass die Begradigung einer 10 Grad Neigung einen deutlichen Unterschied macht.

Ein wesentliches, aber gern übersehenes Detail: Der Boden muss dazu natürlich in der Waage liegen, sprich glatt und gerade sein. Fliesenböden wie hier sind dazu eher nicht geeignet, ich habe diesen Schritt daher woanders durchgeführt und hier nur für's Bild nachgestellt.

 

Fräsen und Putzen

Nun waren die Hocker im Aufbau fertig - es ging ans "Hübschen". Die Seitenteile der Hocker sollten aus optischen Gründen ein Hohlkehlprofil erhalten und die Sitzteller brauchten abgerundete Kanten, damit sich die Kante später nicht unbequem durch die Polsterung drücken kann. Letzteres war schnell gemacht und musste wegen der späteren Schichten auch nicht weiter verschönert werden.

Das Zierprofil der Seitenteile war ebenfalls keine große Sache, es erforderte jedoch den vorherigen Schliff der Seiten, damit die handgeführte Oberfräse über eine glatte Fläche gleiten kann. Steht dort etwa ein Span oder eine Unebenheit wie ein nicht glatt geschliffener Holzdübel noch einen Millimeter hervor, so hebt das eben auch die Fräse entsprechend an und die eingefräste Hohlkehle wandert mit.  Was bei Bilderrahmen nicht schön aussieht, war hier erwünscht, nämlich der abgerundete Verlauf des Profils in den inneren Ecken des Rahmens. Das fertige Profil muss erneut mit feinem Schleifpapier geputzt werden, dabei werden die Kanten gebrochen, damit keine Späne verbleiben, die später ausreißen können.

Die Arbeiten des vorherigen Planschleifens und des späteren Putzens sind bei solchen Projekten die bei weitem Aufwändigsten. Sie sind aber im Zusammenbau auch die Letzten, sodass sie das fertige Stück hervorbringen und das lohnt meist die Mühe. Es fehlt nur noch der inzwischen auch vorbereitete Sitzteller und der Hocker ist im Rohbau fertig.

Die Sitzteller habe ich einfach aufgeschraubt, denn das sieht man ja später nicht. Die vier Schrauben stellen aber eine Gefahr für das nun mühsam fertig gestellte Stück dar - alle Mühe war umsonst, wenn sie seitlich aus der oberen Querstrebe ausbrechen und diese damit verderben.

Um das zu vermeiden, habe ich zunächst das Gestell umgekehrt auf die Sichtseite des Tellers gestellt und mittig ausgerichtet. Dann habe ich die Seiten der oberen Querstreben aufgezeichnet - genau zwischen den Linien muss also das Loch sitzen. Nun wurde das Gestell umgedreht, der Teller draufgelegt und wieder mittig ausgerichtet und die richtigen Stellen waren markiert.

Eine Besonderheit war hier wieder der zusammen gesetzte Teller, der im Bild links zu sehen ist. Die Leimnaht läuft diagonal zu den Beinen, damit keine Schraube direkt auf dieser Naht sitzt - dort würde sie schlecht halten. Vor dem Einbringen der Schrauben habe ich mit einem 5mm Bohrer vorgebohrt, damit die Querstrebe nicht aufreißt. Zusätzlich wurden Vertiefungen für die Schraubenköpfe eingebracht, denn die möchte man später bei Sitzen nicht mehr spüren.

Mit diesem Schritt waren die Holzarbeiten fertig gestellt. Nun ging es an die Polsterung der Sitzfläche.