Dieter Schmid - Feine Werkzeuge
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Ron Hocks Schärfnotizen

Hobeleisen von Ron Hock

Vom Englischen ins Deutsche übertragen von Dieter Schmid.

Obwohl viele Holzwerker das Schärfen als eine Art vergnügliche Meditation zur inneren Vorbereitung auf die Arbeit empfinden, wollen doch die meisten diese Angelegenheit schnell vom Tisch haben, um mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen. Über das Schärfen gibt es viel mehr zu sagen als auf diesen wenigen Seiten. Deshalb verweise ich auf viele gute Bücher zu diesem Thema. Was ich Ihnen hier anbiete - in kurzer Form - sind einige Ideen und Methoden, die Ihnen die Aufgabe erleichtern.

Zuerst: das Ziel: Eine scharfe Schneide existiert nur dort, wo zwei Ebenen (z. B. die Spiegelseite und die Fase eines Hobeleisens oder Stechbeitels) mit null Radius aufeinandertreffen. Natürlich ist der Null-Radius ein theoretisches Ideal, das wir nie erreichen aber anstreben sollten.

null Radius scharfes Eisen

An einer Schneide wird immer ein Radius sein, aber es ist unsere Aufgabe, diesen Radius so klein wie möglich zu machen. (Der feinkörnige Stahl erleichtert diese Aufgabe, die gehärteten Partikel in unserem Stahl sind sehr klein und erlauben damit einen kleineren Radius, d. h. eine schärfere Schneide.)

Das Nächste, der Weg zur scharfen Schneide: Alle üblichen Schleifmittel machen Ihre Schneide scharf. Was Sie nehmen, ist Ihre Sache. Der ehrwürdige ARKANSAS-Ölstein ist legendär und hält seine Form und Planheit mit wenig Aufwand. Der ARKANSAS ist ein natürliches Produkt aus dem Steinbruch und hält ein Leben lang. Künstliche Wassersteine - in jüngster Zeit zunehmend aus Japan eingeführt - haben dort als Natursteine eine große Tradition. Diese Steine schärfen schneller, weil sie weicher sind. Die stumpfen Partikel werden schnell weggewaschen und neue frische und scharfe Partikel kommen zum Vorschein. Jedoch erfordert gerade diese Weichheit ein häufiges Abrichten. Ist der Stein hohlgeschliffen, ist ein ein vernünftiges Schärfen und Abrichten nicht möglich.

Viele Holzwerker nutzen verschiedene Bögen Naßschleifpapier als ihr Schleifmittel. Eine Glasscheibe dient als flache Platte. Um zur nächsten feineren Stufe des Schleifens zu gelangen, werden einfach nacheinander feinere Schleifbögen aufgelegt. Die geringen Einstiegskosten, die einfache Anwendung und eine Vielzahl von Körnungen bis 2000 oder höher machen diese Methode zu einer guten Wahl für den Anfänger. Dann gibt es noch Diamantsteine (sehr gut für grobes Schleifen), Metallplatten (die, die sie kennen, schwören darauf), Keramiksteine, Lederstreifen (hervorragend für feines Abziehen) und eine Unzahl von Schleifmaschinen. Das alles, um die Aufgabe des Schleifens zu vereinfachen!

Wenn Sie eine Methode haben, die Sie mögen, mit der Sie klarkommen, stehen Sie dazu und bleiben Sie dabei. Die folgenden Schritte sind allgemein gehalten und unabhängig von der von Ihnen bevorzugten Schärfmethode nachzuvollziehen. Wenn Sie neu sind hier und kein Schleifpapier haben, gehen Sie in den nächsten Autozubehörladen und kaufen Sie 2 Stück Schleifpapier folgender Körnung: 180, 320, 400, 600, 1200, 2000. Manche nehmen noch Kleberspray, um das Sandpapier festzukleben. Vom Glaser holen Sie dann eine etwa 6 mm dicke Scheibe, so um die 30 x 30 cm. Eine Platte aus Marmor oder Granit tut es auch. Suchen Sie dafür auf Ihrer Hobelbank einen geeigneten Platz. Bei einem neuen Eisen fangen Sie mit dem 600er Papier an. Wenn auf der Spiegelseite sehr viel geglättet werden muß, scheuen Sie sich nicht, noch gröberes Papier zu nehmen, um Zeit zu sparen. Vor allem wenn Ihr Eisen Scharten hat oder sehr stumpf ist, fangen Sie mit 320er oder gar 180er an.

Schärfhilfen

Schärfhilfen sind nützliche Dinge. Wenn Sie eine haben, ist jetzt die beste Zeit sie zu benutzen. Die Eisen der meisten Handhobel und Einhandhobel sind auf 25° geschliffen, was - wie manche meinen - gar nicht so wichtig ist, solange unter der Fase noch etwas Luft (der sog. "Freiwinkel") bleibt. Mit anderen Worten: da das durchschnittliche Hobeleisen mit 45° im Hobelbett liegt, reicht jede Schneide mit weniger als 45° Keilwinkel aus, diesen notwendigen Freiwinkel zu erzeugen. Bei einer dickeren Fase, d. h. einem größeren Keilwinkel hält die Schneide länger. Bankhobel und Einhandhobel haben üblicherweise einen Keilwinkel von 25°. James Krenov hat für unsere Hobeleisen einen Keilwinkel von 30° vorgeschlagen. Bei Stemmeisen sind die Winkel unterschiedlich, je nach Aufgabe: für feine Arbeiten 25°, für grobe Arbeiten um die 30°.

Winkel am Hobeleisen

Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Winkeln und Sie finden selbst heraus, welches der beste Winkel für die von Ihnen bearbeiteten Hölzer und für Ihren Arbeitsstil ist. Eine Schleifführung hilft dabei sehr viel. Mit ihr können Sie den von Ihnen bestimmten Winkel herstellen und auch reproduzieren. Mit einer Schleifführung kann auch die Schärfdauer reduziert werden, indem durch Anheben des Eisens um ein oder zwei Grad nur der vorderste Teil der Schneide bearbeitet wird. Der Winkel der Fase hängt davon ab, wie weit das Eisen aus der Schleifführung hervorschaut.

Sie haben keine Schleifführung? Auch o. k., aber Sie brauchen eine Menge mehr Sorgfalt und Kontrolle, während Sie die Fase bearbeiten. Es ist wichtig, daß das Eisen während des gesamten Schärfprozesses im gleichen Winkel gehalten wird.Wenn Sie das Eisen bei der Schärfbewegung wiegen oder schaukeln, wird die Fase rund und der Keilwinkel deutlich größer als beabsichtigt war. Kein Weltuntergang - aber Vergleiche über die Eignung von Keilwinkeln bezogen auf Arbeitsstile bzw. Holzarten werden damit natürlich unmöglich. Sie können sich eine Winkelvorlage aus Pappe oder Holz zurechtschneiden, um den Winkel während des Schleifvorgangs zu prüfen.

Schablone

Fangen sie damit an, indem sie die Fase schärfen - solange, bis sich ein Grat auf der Spiegelseite gebildet hat. Dieser Grat wird nicht großartig zu sehen sehen sein, und er wird kleiner, wenn Sie zu den feineren Körnungen kommen - aber Sie bleiben mit dem Fingernagel daran hängen! Wenn der Schneidenradius noch groß ist (netter Ausdruck für eine wirklich stumpfe Schneide),dauert es natürlich eine Weile, bis solch ein Grat erscheint. Aber dieser Grat muß erscheinen, ansonsten haben Sie zu wenig geschliffen. Nur das Erscheinen des Grates sagt Ihnen, daß sich die zwei Linien, d. h. die Spiegelseite und die Fase mit null Radius treffen.

Grat

Jetzt drehen Sie das Eisen, um die Spiegelseite zu bearbeiten. Die Spiegelseite zu planieren, d. h. richtig flach zu machen, ist genauso wichtig wie das Schärfen der Fase. Ich wiederhole: Die Spiegelseite zu planieren ist genauso wichtig wie das Schärfen der Fase. Wenn Sie darüber nachdenken, wird es Ihnen selbst klar: In einem Hobel mit der Fase nach unten, wie in allen Bankhobeln, bestimmt die Spiegelseite die Qualität der Schneide. Die Spiegelseite muß flach sein, um sicherzustellen, daß die Schneide gerade, glatt und scharf ist - ohne Wellen, Täler oder Mäusezähne. Manche Holzwerker glauben, daß die gesamte Spiegelseite, von der Schneide bis zum Aufnahmeschlitz der Schraube für den Spanbrecher(Klappe) absolut plan und glatt sein sollte. Andere wiederum denken, einige Millimeter im Bereich der Schneide reichen dafür aus, da der Spanbrecher sowieso den Rest der Spiegelseite abdeckt. Ihre Sache, wonach Sie sich richten!

Wenn es möglich ist, die Schleifführung bei diesem Arbeitsgang am Eisen zu lassen, tun Sie dies und lassen Sie sie einfach über die Kante des Schärfsteins hängen, während Sie an der Spiegelseite arbeiten. Sie sparen sich eine Menge Arbeit, wenn Sie beim Wechsel auf eine feinere Körnung nicht jedesmal das Eisen neu in die Schleifführung einspannen und den Winkel ausjustieren müssen. Für die Spiegelseite nehmen Sie den gleichen Stein, den Sie vorher für die Fase genommen haben. Führen Sie das Eisen mit Druck in ruhigen, festen und gleichförmigen Zügen so über den Stein, daß es stets flach auf der Oberfläche des Schärfsteins bleibt. Machen Sie das solange, bis die gesamte Fläche, die für das Schärfen vorgesehen ist, von gleichförmigen Riefen vom augenblicklichen Schärfprozeß bedeckt ist. Es ist durchaus üblich, daß Hobeleisen auf der Spiegelseite leicht hohl sind und das Planieren bringt einen Bogen aus frischem Metall an der Schneide und an den Rändern zum Vorschein. Sie können diese Fläche nach Bedarf vergrößern, bis die ganze Spiegelseite mit den groben Riefen gleichmäßig bedeckt ist. Wenn sie die Spiegelseite gründlich bearbeitet haben und die plane Oberfläche der Spiegelseite die plane Oberfläche der Fase trifft (null Radius!), erscheint auf der Fasenseite ein Grat. Jetzt haben Sie die erste Stufe geschafft.

Wechseln Sie jetzt zu einer feineren Körnung und wiederholen Sie obige Vorgehensweise. Wenn Sie die Spiegelseite mit der ersten groben Körnung ausreichend plan bekommen haben, geht es nun leichter und schneller. Wenn Sie beim Bearbeiten der Spiegelseite das Eisen leicht schräg halten, und diese Schräge bei der nächst feineren Körnung wechseln (siehe Bild unten), können Sie den Arbeitsfortschritt genau beobachten. Sie sehen, wie die Riefen des Schliffs mit der gröberen Körnung nach und nach verschwinden. Sie sehen dann auch ganz genau, wann es Zeit ist, zur nächst feineren Körnung zu wechseln.

Schleifen

Beobachten Sie ständig das Eisen, ob es auch rechtwinklig bleibt! Wenn Sie mit der Fase aus dem rechten Winkel kommen, drücken Sie einfach etwas stärker auf der höheren Seite, um sich ihm wieder anzunähern. Verfahren Sie so durch alle Körnungen hindurch, die Sie zur Verfügung haben. Die geschliffenen, bzw. gehonten Oberflächen sehen zunehmend aus wie Spiegel, ein sicheres Zeichen für zunehmende Schärfe.

Für die meisten Anwendungen reicht Körnung 2000 aus. Für ein perfektes Finish sollten Sie jedoch jenseits des 2000er Papiers einen 6000er Wassserstein oder einen Streichriemen für Rasiermesser mit entsprechender Schärfpaste nehmen. Der 6000er Wasserstein ist ein weicher Stein mit hoher Schleifwirkung - jedoch gelegentlich tückisch, weil das Eisen auf der feinen Oberfläche richtiggehend kleben bleibt. Langsame Züge, viel Wasser und Geduld sind vonnöten. Ein Streichriemen kann aus Leder, Pappe oder Holz sein, seine feine Oberflächenstruktiur erzeugt allerfeinsten Abtrag. Am besten ziehen Sie die Schneide nur leicht über den Streichriemen, um nicht in ihn hineinzuschneiden. Ob Stein oder Streichriemen: achten sie darauf, die Spiegelseite des Eisens flach aufzudrücken und die Fase nur im nun vorgegebenen korrekten Winkel zu bearbeiten. Ansonsten kriegen Sie ein runde Schneide, die Sie sicher nicht wollen!

Um die Schärfe zu testen: rasieren Sie die Haare Ihres Armes (oder sonstwo). Eine scharfe Schneide rasiert die Haare ohne wesentlichen Druck. Aber wenn Sie kaum Haare auf den Armen haben oder das so überhaupt nicht mögen, gibt es noch andere Wege: Eine scharfe Schneide greift fein in die Fläche eines Fingernagels oder in den Kunststoffkörper eines Kugelschreibers, während eine stumpfe Schneide darüber hinweg gleitet. Es ist wirklich so einfach. Probieren Sie es ein par Mal, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Wenn die Schneide bei leichtester Berührung darüber hinweggleitet, ist sie stumpf!

Eine scharfe Schneide greift fein in die Fläche eines Fingernagels oder in den Kunststoffkörper eines Kugelschreibers, während eine stumpfe Schneide darüber hinweg gleitet

Sie können auch sehen, wenn eine Schneide scharf ist. Beobachten sie die Schneide genau in gutem Licht - wenn Sie die geringste Reflexion wahrnehmen, ist die Schneide stumpf (Sie erinnern sich an die Null-Radius-Geschichte? Der Radius reflektiert das Licht. Ohne Radius keine Reflektion.)

Wenn sie soeben ein Stemmeisen, das Eisen eines Einhandhobels oder eines Schlichthobles ohne Klappe geschärft haben, sind Sie fertig mit der Arbeit. Aber wenn Sie ein Eisen mit Klappe bzw. Spanbrecher bearbeitet haben, sind Sie erst fertig, wenn sie auch den geschliffen und abgezogen haben. Wenn der Spanbrecher auf dem Eisen befestigt ist, muß er über seine gesamte Breite so dicht auf dem Eisen aufliegen, daß auch nicht die geringste Möglichkeit für Späne besteht, sich dazwischen zu drängen! Honen Sie daher das auf dem Eisen kurz hinter der Schneide aufliegende Teil vor der Krümmung. Nehmen Sie keine gröbere Körnung als unbedingt nötig. Wie fein es letztlich sein muß ist eine Frage der Erfahrung. Da Spanbrecher in der Regel nicht gehärtet sind, geht die Arbeit relativ schnell vonstatten. Wichtig ist, daß die Riefen des vorigen Schärfvorgangs durch den nachfolgenden vollständig entfernt werden und die auf dem Eisen aufliegende Fläche des Spanbrechers glatt und gerade ist. Jetzt sind Sie fertig mit der Arbeit!

Wiederholen Sie das Schärfen möglichst oft, nehmen Sie keinen gröberen Stein als unbedingt erforderlich. Öfter schärfen spart Zeit und Sie haben Ihr Eisen immer in Bereitschaft. Nun viel Glück und haben Sie Spaß bei der Arbeit!

Ron Hock
Hock handmade Knives

www.hocktools.com    © 1998

Ron Hock ist der Hersteller von vorzüglichen Hobeleisen aus feinkörnigem Kohlenstoffstahl mit einer Härte von 62 HRC. Diese Hobeleisen können Sie bei uns erwerben.

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