Wolfgang Jordan
KLEINES WERKZEUGMUSEUM

Identifizierung und Datierung

Vorwort

Ich muß vorausschicken, daß ich mich auf sehr dünnem Boden bewege, wenn ich versuche, Anhaltspunkte für Herkunft und Alter von Werkzeugen zu geben. Alles, was ich darüber weiß, stammt aus meiner doch relativ kurzen Erfahrung und Hinweisen, die ich in Katalogen und alten Büchern gefunden habe. Da es meines Wissens aber keine deutschsprachige Veröffentlichung zu diesem Thema gibt, will ich hier einen Anfang machen. Eine Liste meiner Kataloge habe ich hier zusammengestellt, Bücher zum Thema sind hier aufgelistet.

In den USA und auch Großbritannien gibt es eine große Anzahl von alten Katalogen (original oder als Nachdruck). Sehr viele Leute sammeln dort altes Werkzeug und beschäftigen sich mit seiner Geschichte. Auch in den Niederlanden mit seiner besonders langen Tradition von gewerbsmäßig hergestellten Werkzeugen ist es einfacher an entsprechende Informationen zu kommen.

In Deutschland ist man als Sammler bisher ziemlich auf sich allein gestellt. Ich möchte aber jeden Leser dazu auffordern, mir seine diesbezüglichen Informationen für diese Seite zur Verfügung zu stellen. Auch wenn jemand uns alle an seinem Wissen teilhaben lassen will, sei es in Form einer Homepage oder als Buch, würde ich gerne hier einen Hinweis darauf aufnehmen.

Weil ich mich anfänglich hauptsächlich für Hobel interessiert habe und das immer noch der Schwerpunkt meiner Sammelleidenschaft ist, findet man hier vor allem Informationen über Hobel. Ich hoffe aber, daß sich das mit der Zeit ändert.

Reinigung

Vor dem Versuch einer Datierung sollte das Werkzeug erst einmal gereinigt werden. Ich habe es oft erlebt, daß Markierungen auf z. B. Hobeln oder Eisen erst nach der Reinigung überhaupt erkennbar waren.

Zur Frage der Reinigung von Holzhobeln habe ich eine Diskussion in der Oldtool-Mailingliste zusammengestellt, die man hier nachlesen kann (auf Englisch). Ich reinige meine Hobel mittlerweile ausschließlich mit einem Baumwolltuch und Terpentinersatz, die Eisen mit Hilfe der Elektrolyse. Die Eisen und alle Eisenteile werden dann mit Kamelienöl eingerieben, die Hobel selbst leicht gewachst. Ob und wie das Werkzeug gereinigt wird, sollte man davon abhängig machen, ob es wertvoll ist oder häufig zu finden, ob es benutzt oder in die Vitrine gestellt werden soll.

Hobel

Markierungen

Fabrik-/Herstellerzeichen

Ein guter Anhaltspunkt für Alter und Herkunft eines Werkzeuges ist die Identität des Herstellers. Leider sind nach meiner Erfahrung sehr viele, vor allem ältere (19. Jhdt.) Werkzeuge nicht gekennzeichnet. Bei Hobeln kommt noch hinzu, daß Kennzeichnungen auf der Rückseite oft durch Hammerschläge beim Einstellen des Eisens zerstört wurden. Mit einer guten Lupe und der Kenntnis der verschiedenen Herstellerstempel (siehe Übersicht) kann man aber oft noch genug für eine Identifizierung erkennen. Ist kein Stempel mehr zu finden, kann oft noch Form und Verarbeitung eines Werkzeugs Auskunft über den Hersteller geben. Für einige Firmen habe ich dazu hier und auf den entsprechenden Seiten mehr Information gegeben (Joh. Weiss & Sohn, Otto Kneisel, E. C. Emmerich). Insbesondere für die Laupheimer Werkzeugfabrik habe ich eine eigene Seite mit Datierungsinformation erstellen können. Wenn man den Hersteller kennt, hat man schon einen ungefähren Anhaltspunkt für das Alter. Eine genauere Datierung hängt dann von weiteren Details (s. u.) ab.

Gelegentlich kann es schwierig sein zu entscheiden, ob eine Markierung vom Hersteller oder einem früheren Besitzer stammt. Metallmarken stammen praktisch immer vom Hersteller oder zumindest von einem Händler. Eingebrannte oder grob geschnitzte Markierungen dagegen deuten eher auf ein Besitzerkennzeichen. Bei eingeschlagenen Stempeln ist sicher die Komplexität der Markierung ein Hinweis.

Auch die Markierungen auf dem Eisen können Hinweise auf den Hersteller des Hobels enthalten. Oft ist hier neben dem Stempel des Eisenschmieds noch der Hobelhersteller verewigt (siehe z. B. dieses Eisen [Hersteller des Hobels: Wilhelm Braun, Hersteller des Eisens: Jacob Busch]). In diesem Fall kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß es sich um das Originaleisen handelt. Ein Ersatzeisen wird im allgemeinen nur mit dessen Herstellerstempel gekennzeichnet sein und dann keine Rückschlüsse auf den Hobel zulassen.

Sonstige Markierungen

Einige Hersteller stempeln ihre Hobel mit einer Nummer, die der laufenden Nummer in einem Katalog entspricht. Bekannt ist diese Art der Markierung von:
Friedrich Ott, Ochsenfurt: z. B. dieser Zahnhobel (Sammlung Eckhard Pohlmann)
G. Baldauf, Stuttgart: z. B. Simshobel, Paar Nut- und Federhobel, Schiffhobel
Franz Xaver Lachappelle, Kriens/Schweiz: Die Hobel haben einen Schriftzug wie z. B. "Album No. 15"
Joh. Weiss & Sohn, Wien/Österreich: Neuere (Nachkriegszeit) Hobel weisen oft einen Nummernstempel, teilweise mit Hobelbezeichnung auf.

Die Firma Friedrich Ott, Ochsenfurt schreibt im Vorwort eines Kataloges von 1920:
"Die Hobel etc. werden auf Wunsch mit ihrem technischen Namen blau gestempelt."
(siehe auch die Bemerkung zu Joh. Weiss, Wien)

Weitere Markierungen sind z. B.
Namens- und sonstige Kennzeichen, die vom Benutzer angebracht wurden, z. B. bei diesem Schlichthobel
"Passungszeichen", die z. B. die Zusammengehörigkeit von Hobelkörper und Keil zeigen, z. B. bei diesem Schiffhobel

Unmarkierte Hobel

Das Alter von nicht markierten Hobeln ist deutlich schwieriger zu beurteilen. Als erstes würde ich versuchen zu entscheiden, ob der Hobel gewerbsmäßig oder als Einzelstück hergestellt wurde. Kriterien dafür sind Details in der Ausführung, also z. B.

Material

Das traditionelle Material für Hobel ist in Mitteleuropa die Weißbuche (Carpinus betulus, auch Hainbuche genannt). Bis in die 1930er Jahre wurden praktisch alle Hobel aus diesem Holz hergestellt. Ab dieser Zeit finden sich zunehmend Hobel (z. B. FWE-Katalog 1932 oder Steiner-Katalog 1937), die ganz oder teilweise aus dem Holz der Rotbuche (Fagus sylvatica, auch Gemeine Buche) gefertigt wurden.

Während ältere Hobel noch ganz aus Weißbuche bestehen, findet sich mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bei besseren Hobeln (vor allem Putzhobeln) Pockholz als Material für die Sohle. Dadurch wird erreicht, daß sich die Sohle weniger schnell abnutzt. Besonders bei Putzhobeln ist das ein Problem, weil dadurch die Maulöffnung vergrößert wird. Esslinger & Abt erwähnt in einem Katalog von 1936 auch Hobelsohlen aus Steineiche, die ähnliche Eigenschaften wie eine Pockholzsohle haben soll.

Hobel aus Rotbuche (außer ganz einfachen Modellen) haben meist eine Sohle aus Weißbuche oder ebenfalls aus Pockholz.

In einem Katalog aus den 1950er Jahren von C. Ed. Rüggeberg steht zu diesem Thema das folgende Zitat:
Mit Rücksicht auf die Knappheit an guter Weißbuche sind die Hobelkörper großer Hobel heute im allgemeinen aus Rotbuche und die Sohlen aus Weißbuche oder Pockholz hergestellt. ... Schmale Fassonhobel sind auch heute noch ganz aus Weißbuche, weil hier die Arbeit des Aufleimens einer besonderen Sohle nicht mehr im richtigen Verhältnis zum Holzverbrauch stehen würde.

Handschoner

Der Handschoner, der die den Hobel schiebende Hand vor dem Kontakt mit dem Eisen schützt, ist erst seit etwa 1920 üblich. Aber auch danach wurden noch Hobel ohne Handschoner gefertigt. Maßgebend dafür waren neben dem Preisunterschied auch die unterschiedlichen Vorlieben der Handwerker.

Zum Handschoner gibt es verschiedene Patente, z. B.
von der Badischen Holzwerkzeugfabrik CH0000039758 (Schweiz 1907),
von Joh. Weiss & Sohn AT0000042079B (Österreich 1910),
von Esslinger & Abt CH0000058255 (Schweiz 1913),
von der Laupheimer Werkzeugfabrik AT0000118886 (Österreich 1930),
von F. W. Emmerich DE0000556781A (Deutschland 1932).

1909: Die Firma Joh. Weiss & Sohn in Wien zeigt in einem Katalog Doppel- und Putzhobel mit eiserner Klappe und einem aus gebogenem Metall gefertigten Handschoner (Abbildung) (siehe: Gebrauchsmuster No. 66136 vom 09.11.1896: Hobel mit Schutzbügel hinter dem Hobeleisen).

1912: Von der Firma Friedrich Ott in Ochsenfurt wurde ein Handschoner aus gepresstem Metall unter der Nummer 511553 (30.05.1912) als Gebrauchsmuster geschützt (siehe Abbildung in diesem Katalog von 1920).

1914: Der Reformputzhobel der Firma Esslinger & Abt besitzt bereits einen Handschutz, wie er ein Jahr zuvor patentiert wurde (s.o.) (Nach einem Katalog von J. Lingenberg von 1914).

1925: M. Hiessinger versieht seinen Putzhobel "Rekord" mit einer Eisenauflage aus Aluminium, die als Handschoner ausgebildet ist (Abbildung).

1930: Das Patent der Laupheimer Werkzeugfabrik beinhaltet einen abnehmbaren Handschoner, um auch die älteren Handwerker zufriedenzustellen, die diese Neuerung nicht gewohnt sind (siehe Abbildung in diesem Katalog von 1930).

Keilhalterung

Immer wieder haben sich Handwerker Gedanken zur Verbesserung der Eisenhalterung gemacht. Das Wangenwiderlager hat den Nachteil, daß die Spanöffnung schmäler ist als das Eisen und dadurch zum Stopfen neigt. Außerdem kann durch zu starkes Ankeilen die Wange gesprengt werden. Vermeiden läßt sich das z. B. durch einen horizontalen Bolzen, der durch entsprechende Formgebung den Spänen nur wenig Widerstand entgegensetzt. Das älteste mir bekannte Patent dazu stammt aus der Schweiz (1890: Patent Nr. CH0000002214A). Eine Entwicklung der Laupheimer Werkzeugfabrik wurde in der Lehrlingszeitschrift "Der Hobel" von 1930 ausführlicher vorgestellt (siehe hier).

Mit Hilfe einer Schraube, die durch eine aufliegende Platte und das Eisen geht, läßt sich das Eisen direkt auf dem Bett befestigen (siehe z. B. der Ulmer Reformhobel oder eine ähnliche Konstruktion bei Esslinger & Abt). Eine zweite Schraube oder ein Exzenterhebel erleichtert das Feststellen ähnlich wie bei den bekannten Eisenhobeln (z. B. hier).

Eine weitere Verbesserung findet man beim Primus-Reformhobel von ECE. Hier ist die Eisenhalterung und zugleich -verstellung durch ein System von Zugstange und Vorschubstange realisiert.

Man kann die verschiedenen Möglichkeiten der Keilbefestigung zusammenfassen in

Rundungen und Fasen

Einige der ursprünglich regional entstandenen Hobelformen wurden von den großen Herstellern übernommen und als eigene Linien produziert. In einem Katalog von 1912 der Firma G. Baldauf werden gleich vier solcher Formen vorgestellt, nämlich die "Berliner Fasson", die "Hamburger Fasson", die "Wiener Fasson" und schließlich eine "Neue Fasson".

Hobel Baldauf Berliner Fasson
Berliner Fasson
Hobel Baldauf Hamburger Fasson
Hamburger Fasson
Hobel Baldauf Wiener Fasson
Wiener Fasson
Hobel Baldauf Neue Fasson
"Neue" Fasson

Auch im Musterbuch 1925 der Firma Joh. Weiss & Sohn wird die "Wiener Form" und die "Berliner Form" angeboten.

Günther Heine beschreibt in seiner Dissertation über die Hamburger Werkzeugmacher [GH1] die besondere Form der Hobel, die später als "Hamburger Form" von einigen Werkzeugfabriken hergestellt wurden. Erkennbar sind diese Hobel an ausgeprägten Fasen entlang der Oberseite, die sich bis etwa zur halben Höhe vorne und hinten herunterziehen (siehe z. B. diesen Karnieshobel von Martin Cathor). Im Gegensatz zu Hobeln anderer Hersteller sind diese Fasen wesentlich breiter, weil sie stärker als 45 Grad abgefast sind. Die Hamburger Werkzeugmacher haben ihre Hobel auch auf der Vorderseite gekennzeichnet, wie das in England üblich ist. Dadurch sind die Stempel im allgemeinen besser erhalten. Eine Übersicht der Hamburger Werkzeugmacher findet man auf dieser Seite. Hobel mit dieser Form sind auch von anderen Herstellern bekannt geworden. Z. B. besitze ich einen sehr schönen solchen Putzhobel von Eduard Goedel.

Die Kennzeichen der Hobel mit "Wiener Form", wie sie von den österreichischen Fabriken von Joh. Weiss und Franz Wertheim hergestellt wurden, sind runde Formen im Bereich der Nase (z. B. bei diesem Schlichthobel) und an der Rückseite des Hobels. Zu letzterem gibt es ein Patent von Joh. Weiss, in dem die bessere Handhabung und der Schutz gegen Splittern beim Einstellen des Eisens beschrieben wird (AT0000042079B). Auch der französische Hersteller Goldenberg hat Hobel dieser Bauart produziert, vermutlich für den Export in den österreichisch-ungarischen Raum.

Keilformen

Keile haben auf den ersten Blick eine sehr einfache Form. Bei näherer Betrachtung ergeben sich aber Unterschiede, die Rückschlüsse auf Alter und Hersteller zulassen.

Breite Keile (Bankhobel): Die gebräuchlichste Form ist auf der Vorder- und Rückseite glatt und die Oberseite etwas gerundet. Für die Gestaltung des unteren Endes, die vor allem das Arretieren des Eisens garantieren, und trotzdem die Späne durchlassen soll, gibt es verschiedene Lösungen. Mit diesem Teil habe ich mich noch nicht näher beschäftigt.

Von der glatten Vorderseite abweichend gibt es Keile, die ähnlich wie die schmalen Keile, am oberen Ende eine Aussparung haben. Dafür gibt es (im Unterschied zu den schmalen Keilen) keinen praktischen Grund, und ist deshalb meiner Meinung nach ausschließlich ästhetischer Natur. Man erkennt das auch daran, daß diese Aussparung oft nicht einfach ausgesägt ist, sondern zusätzlich verziert ist. Beispiele sind z. B. die Keile der Firma Joh. Weiss, die am unteren Ende der Aussparung eine waagrechte schmale Rinne aufweisen (siehe Nuthobel, Doppelhobel). Auch Hobel anderer österreichischer Hersteller (Wertheim) weissen diese Rinne am Keil auf (siehe Plattbank). Ebenfalls bei Weiss findet man gelegentlich zwei oder drei senkrecht angeordnete Vertiefungen in der Keilaussparung (ebenfalls an diesem Nuthobel zu sehen). Solche Hobel sind auch in dem Katalog von 1909 [JW] zu finden.

Eine andere Art der Verzierung zeigt dieser Keil. Diese Keilform ist in verschiedenen Katalogen zu finden (in diesem Artikel schön zu sehen) und gehört offensichtlich zur Laupheimer Werkzeugfabrik.

Schmale Keile (Profilhobel): Im Unterschied zu den breiten Hobeln sind die Keile bei schmalen Hobeln oft schwer zu entfernen. Sie können durch seitliches Verschieben nicht gelockert werden und wegen der geringeren Masse der Eisen sind auch Hammerschläge zum Lösen nicht so effektiv. Deshalb haben diese Keile eine Vertiefung, um an dieser Stelle einen Gegendruck (Werkbankkante) ansetzen zu können.

Ältere Keile (vor dem 20. Jahrhundert) haben nach meiner Beobachtung eher runde Formen. Ein Beispiel zeigen diese Profilhobel mit fast kreisrundem Kopf und geschwungener Aussparung. Bei neueren Hobeln machen sich die Folgen der zunehmenden Rationalisierung bemerkbar. Hier sind oft nur noch einfache dreieckige Ausschnitte in ansonsten schmucklosen Keilen zu finden.

Der Versuch, bestimmte Keilformen einem Hersteller zuzuordnen, ist schwierig, aber zumindest in zwei Fällen erfolgreich gewesen: Die Keile in Profilhobeln von Otto Kneisel unterscheiden sich von anderen durch kleine Fasen an den unteren Rändern der Aussparung (siehe Beispiel). Bei den Keilen der Ochsenfurter Firma Friedrich Ott ist die obere Kante des Keils gerade anstatt gewölbt (siehe Beispiel). Zu beiden Herstellern siehe auch den nächsten Abschnitt.

Span-/Keilloch

In den Zeiten, als die Schreiner ihre Hobel noch selbst herstellten, war das Spanloch Gegenstand oft aufwendiger Verzierungen. Mit dem Aufkommen der Werkzeugfabriken ist diese schöne Sitte weitgehend verschwunden. Trotzdem sind bei einigen Herstellern an den Span- und Keilöffnungen Details zu finden, mit denen eine Zuordnung möglich ist.

Besonders auffallend sind die Spanöffnungen an den Hobeln von Joh. Weiss, Wien, dort vor allem an den aufwendigeren Modellen (Stellhobeln, siehe z. B. diesen Nuthobel). Neben der halbkreisförmigen vorderen Begrenzung, teilweise mit Stufe, gibt es oft seitlich noch geschwungene Hohlkehlen. Letztere findet man auch vereinzelt bei anderen Herstellern (z. B. G. Baldauf).

Eine Besonderheit, die bei Hobeln von Otto Kneisel zu finden ist, ist eine kleine, bogenförmige Fase am vorderen Rand der Keilöffnung bei Profilhobeln und anderen Hobeln ohne Spanloch (siehe Beispiel). Diese Rundung kennzeichnet auch die Hobel der Firma Friedrich Ott und ist zusammen mit der Keilform (s. o.) ein guter Hinweis auf den Hersteller.

Griffmulden

In alten Enzyklopädien findet man die Beschreibung von Hobeln, wonach zur besseren Handhabung auf beiden Seiten längs der Sohle eine Hohlkehle angestossen wurde. Ältere Hobel der Firma Weiss haben gelegentlich noch eine solche Nut. Industriell gefertigte Hobel des 20. Jahrhunderts weisen dagegen an dieser Stelle eine meist doppelte schmale Ziernut auf, die vermutlich der ursprünglichen Hohlkehle nachempfunden wurde.

Seitliche Griffmulden an Bankhobeln kenne ich eigentlich nur von Hobeln der Firma Emmerich. Wie die Abbildungen in diesem Katalog zeigen, sind sie mindestens seit 1932 üblich und haben sich seitdem nicht verändert.

Beschläge

Einschraubmuffen (sog. Rampa-Muffen)

Viele Spezialhobel wie Falzhobel, Grathobel etc. besitzen Anschläge aus Metall oder Holz, die mit Schrauben am Hobelkörper befestigt sind. Bei sehr alten Hobeln sind das einfache Holzschrauben. Da diese Schrauben oft gelockert und wieder angezogen werden müssen, sind sie besonderen Belastungen ausgesetzt. Deshalb wurden sie später durch Maschinenschrauben und ins Holz eingebettete Muttern ersetzt (siehe diesen Falzhobel). Alternativ dazu wurden die Schrauben durch den ganzen Hobelkörper geführt und mit einer Flügelmutter befestigt (siehe Beispiele Falzhobel und Grathobel).

Die sogenannte Rampamuffe wurde 1908 patentiert und vermutlich von da an für die Befestigung von Beschlägen benutzt.

Oberflächenbehandlung

Wie etwa in diesem Artikel zu lesen ist, kamen in früheren Zeiten die Hobel normalerweise völlig ohne Oberflächenbehandlung in den Handel. Um das Holz vor Verschmutzung zu schützen und von Feuchtigkeitsschwankungen unabhängiger zu machen, tränkte der Schreiner einen neuen Hobel mit Leinöl. Einzelne Hersteller boten ihre Hobel schon früh gegen Aufpreis fertig geölt an. Deutlich teurer waren Hobel, die mit einer Schellackpolitur versehen waren (poliert). Als Beispiel siehe diese Katalogseite von Friedrich Ott (um 1900).

Um 1925 brachte die Laupheimer Werkzeugfabrik Hobel mit einer sogenannten Schutzpolitur auf den Markt. Nach eigenen Aussagen wurde dieses Verfahren von ihr zuerst eingeführt und unter der Bezeichnung "Schupo" geschützt. Ein Vergleich mit anderen Quellen zeigt, daß es sich dabei wohl um eine Behandlung mit Nitrocellulose-Lack handelte, der im Spritzverfahren aufgebracht wurde [FO]. Diese Lackierung war Anfang der 20er Jahre in den USA für die Automobilproduktion entwickelt worden [Quelle: Wikipedia]. In den folgenden Jahren übernahmen andere Hersteller diese Lackierung, teilweise sogar unter der gleichen Bezeichnung (Fr. Ott, F. W. Emmerich).

Anzeichen maschineller Fertigung

Die seit vielen Jahrzehnten nur wenig veränderte Form der FWE- bzw. ECE-Hobel zeigt mehrere Beispiele, wie sich die Bedingungen der Massenfertigung auswirken. Neben den schon erwähnten seitlichen Griffmulden sind das vor allem der viertelkreisförmige Ausschnitt im Bereich der Hornbefestigung und der Handschoner. Zu diesem gibt es sogar ein eigenes Patent, das die rationelle Fertigung beschreibt (DE0000556781A).

Patente und Gebrauchsmuster

Gelegentlich sind Werkzeuge mit der Nummer eines Patentes gekennzeichnet, wie z. B. dieser Stempel auf einem Hobel der Fa. Weiss & Sohn, Wien zeigt. Man kann dieses Patent im DEPATISnet (oder in dieser Übersicht) nachsehen und hat dann einen ziemlich guten Anhaltspunkt für das Alter des Werkzeugs. Neuere Gebrauchsmuster (ab wann ist mir nicht bekannt) sind ebenfalls im DEPATISnet enthalten. Ältere Gebrauchsmusteranmeldungen (DRGM) sind bisher nicht über das Internet zugänglich, sondern müssen bei den Patentämtern nachgeschlagen werden. Soweit mir Gebrauchsmuster von meinen eigenen Recherchen bekannt sind, habe ich diese mit Nummer, Anmeldedatum und Kurztext bei den jeweiligen Herstellern aufgelistet. Eine Gesamtliste dieser Gebrauchsmuster ist auf dieser Seite zu finden.

Aus einer Anzahl DRGM-Nummern und dem zugehörigem Datum habe ich eine Graphik erstellt, aus der man zumindest ungefähr das Jahr der Ausgabe entnehmen kann:


Zuordnung DRGM <-> Datum
(Bild anklicken)

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