Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Gratverbindung

 

Herstellen einer Gratverbindung

Funktion

Die Gratverbindung beruht auf dem gleichen Prinzip wie die Schwalbenschwanzverbindung. Ein Brett oder eine Leiste erhält an einem oder beiden Enden einen Grat, der in eine entsprechend geformte Gratnut eines zweiten Brettes eingeschoben wird. Es gibt verschiedene Ausführungen dieser Verbindung, die unterschiedliche Zwecke haben:

Die Gratverbindung besteht aus zwei Teilen: erstens, dem Grat am Hirnende eines Brettes oder, im Falle einer Gratleiste, an einer Leistenkante und zweitens, der Gratnut.

Herstellen des Grates

Die einfachste Art, an ein Brett einen Grat anzustoßen ist mit dem Grathobel. Falls man keinen Grathobel besitzt, kann man den Grat auch mit der Feinsäge und einem Stechbeitel herstellen. Zuerst wird die Gratschulter bis zur benötigten Tiefe gesägt. Dann wird der Grat von der Stirnseite her mit einem breiten Stechbeitel ausgestochen. Am besten gelingt das mit Hilfe einer entsprechend abgeschrägten Leiste, die als Führung in die Vorderzange eingespannt wird. Das Brett wird mit dem Ende dagegen geschoben und auf der Werkbank festgeklemmt.

Gratverbindung
Gratverbindung (aus Flocken/Walkling: 'Lehrbuch für Tischler' [1961])

Benutzung des Grathobels
Benutzung des Grathobels (aus Bieler: 'An der Hobelbank' [1954])

Wenn man den Grat zum vorderen Ende hin etwas (ca. 1 mm) schmäler macht, läßt er sich leichter in die Nut einführen und im Bedarfsfall auch leichter an die Nut anpassen. Die Breite des Grates soll die Hälfte der Brettdicke des zweiten Brettes nicht überschreiten.

Herstellen der Gratnut

Die Gratnut ist komplizierter anzufertigen, weil es dafür keinen speziellen Hobel gibt (aber siehe unter Grathobel). Die Wangen der Gratnut werden gesägt, und zwar mit der Gratsäge. Diese Säge schneidet auf Zug, weil Grate meistens abgesetzt sind. Durchgehende Gratnuten kann man auch mit der Feinsäge schneiden. Eine Möglichkeit, abgesetzte Nuten ohne Gratsäge anzufertigen, besteht darin, den hinteren Teil der Nut vorzubohren und mit dem Stechbeitel auszuräumen.

Um den richtigen Winkel einzuhalten, wird die Gratsäge oft durch einen auf das Brett gespannten Anschlag geführt. Es gibt Gratsägen, deren Schnittiefe einstellbar ist. Nachdem die Wangen gesägt sind, wird der Abfall ausgestemmt und der Boden mit dem Grundhobel begradigt.

Gratsäge beim Einschneiden einer Gratnut
Gratsäge beim Einschneiden einer Gratnut (aus Bieler: 'An der Hobelbank' [1954])

Begradigen eines Nutbodens
Begradigen eines Nutbodens

Die Wangen einer Gratnut können wegen der Schräge nicht mit einem gewöhnlichen Wangenhobel nachgeschnitten werden. Von der Firma Stanley gibt es aber einen Wangenhobel, der diese Möglichkeit bietet.

Wangenhobel Stanley #79
Wangenhobel zum Nachschneiden von (Grat-)Nuten

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