Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Holzhobel einstellen

 

Vorbereiten und Einstellen eines Holzhobels

Einleitung

Zur Motivation: Es ist ein seltsam schönes Vergnügen, zu erleben, wie der Hobelspan in einer langen Bahn aus einem Hobel über den Keil hinweg pfeift. Das zähe Holz verwandelt sich tatsächlich in einen transparenten Streifen. Auf dem Brett, das nun eigentlich ins Maß gebracht werden sollte, bleibt ein feiner Glanz über der Maserung, der so mit keinem Schleifpapier zu erreichen ist. Ich habe schon mal ein Brett krumm gehobelt, nur weil gerade der Hobel so schön lief und ich die Wirkung der fortgesetzten Spanabname nicht beachtete. Nach weiterer Übung ist es dann selbstverständlich auch möglich, sehr präzise zu hobeln. Dazu möchte ich hier einige Hilfen geben.

Vorbereitung

Ich stelle alles erstmal am Beispiel eines Doppelhobels mit Bolzenwiderlager für den Keil dar. Auf andere Bauformen gehe ich am Schluß ein. Stellen Sie den Hobel auf die Hobelbank und legen als Hilfsmittel einen Holzhammer und einen genauen Tischlerwinkel (Ulmia, ECE, Crown) dazu. Lösen Sie das Eisen mit ein paar kräftigen Hammerschlägen auf den Schlagknopf. Möglicherweise müssen Sie die Klappe justieren. Die Klappe, auch Spanbrecher genannt, ist das zweite Eisen, das auf das eigentliche Hobeleisen mit 1-2 Schrauben aufgeschraubt ist. Die Klappe erfüllt zwei Aufgaben: Sie stabilisiert das Eisen gegen Schwingungen und sie bricht den Span, damit er nicht ausreißt.

Stellen Sie die Klappe so knapp wie möglich ein. Sie darf ruhig weniger als 1 mm von der Schneide entfernt sein. Sollte der Hobel stopfen, weil Klappe und Hobelmaul sehr eng stehen, ziehe ich die knappest mögliche Einstellung der Klappe vor. Eine weitere Verengung des Hobelmauls unter etwa 0,8 mm hat keine Auswirkung mehr auf das Hobelergebnis. Ich weiß, daß zu diesem Thema andere Meinungen vertreten werden, aber ich habe bei Tests auf astigem Holz herausgefunden, daß die Planheit der Sohle und die Schärfe und Stabilität des Eisens die entscheidenden Faktoren für das Hobelergebnis sind. Allerdings setzt dies voraus, daß Klappe und Eisen wirklich satt aufeinander liegen. Was Sie tun müssen, falls das nicht der Fall ist, habe ich weiter unten aufgeschrieben.

Stellen Sie den Hobel auf die Hobelbank und legen Sie mit der linken Hand das Eisen in das Bett und klemmen sie das Eisen mit Daumen und Zeigefinger am Hobelbett fest, und zwar so, daß das Eisen mindestens 5 mm zu hoch steht. Mit der rechten Hand führen sie den Keil unter der linken Hand hindurch und klemmen ihn mit dem Daumen der rechten Hand provisorisch fest. Mit drei, vier leichten Schlägen auf den Keil fixieren Sie das Eisen. Zur Kontrolle: Es sollte immer noch viel zu hoch stehen und auf keinen Fall in die Nähe der Sohle kommen. Das ist wichtig, weil die Sohle möglicherweise abgerichtet werden muß und das Eisen dazu im Hobel fixiert sein muß. Der Druck des Keils verformt möglicherweise den Hobel.

Prüfen Sie jetzt mit dem Tischlerwinkel, ob die Sohle wirklich quer und längs vollständig plan ist. Halten Sie dazu Hobel und Winkel gegen das Licht. Sollte keine Senke oder Erhebung sichtbar werden, können Sie die nun folgende Arbeit überspringen. Trotzdem sollten Sie die Planheit immer wieder mal überprüfen. Selbst sorgfältig verarbeitete Hobel reagieren ein wenig auf Schwankungen der Luftfeuchtigkeit. Besonders zu Beginn und am Ende der Heizperiode kann es sein, daß Sie nacharbeiten müssen. Besorgen Sie sich dazu einen alten Spiegel oder eine plan polierte Steinplatte aus dem Baumarkt. Auf den Spiegel legen Sie einen Bogen Schleifpapier der Körnung 120 und gehen darüber mit der Hobelsohle hinweg. Auf jeden Fall muß der Bogen größer als die Fläche der Hobelsohle sein. Es wird nicht lange dauern und sie haben eine völlig flache Hobelsohle. Wiederholen Sie den Vorgang mit Schleifpapier der Körnung 240 und 400. Am Schluß, vor allem, wenn Ihr Hobel eine Pockholzsohle hat, nehmen sie einen Bogen Naßschleifpapier der Körnung 1000. Verwenden sie es trocken, danach ist der Bogen hin, aber die Pockholzsohle glänzt wie poliert. Fertig!

Oliver Montué merkt hierzu ergänzend an:
"Das Abrichten der Sohle kann auch anders erfolgen. Man schmiert etwas Graphit auf eine Glasplatte und fährt mit dem Hobel darüber. So markierte erhöhte Stellen werden dann mit der Ziehklinge abgetragen. Dies habe ich selber noch nicht praktiziert, wird aber empfohlen, da weniger abgetragen wird, und Schleifpartikel sich nicht in die Sohle setzen. Andere empfehlen das Abrichten mit Hilfe eines zweiten Hobels."

Das Abrichten mit Hilfe eines zweiten Hobels setzt allerdings viel Übung im Umgang mit dem Hobel voraus. Bei Pockholz kann ich es nicht empfehlen. Dieses Holz hat einen Faserlauf, den zumindest ich nicht ausrißfrei hobeln konnte.

Mindestens ebenso wichtig bei der Vorbereitung ist ein gut geschärftes Hobeleisen, aber dazu hat Wolfgang Jordan in seinem Beitrag schon alles Notwendige geschrieben.

Voreinstellung

Lösen Sie Keil und Eisen mit dem Hammer. Ziel des folgenden Schrittes ist es, das Eisen vorbereitend schon so genau zu positionieren, daß nur wenige weitere Einstellarbeiten nötig sind. Stellen Sie den Hobel auf eine flache Holzunterlage. Legen Sie das Eisen in das "Bett" (die schräge Rampe, auf der das Eisen liegt) und klemmen Sie das Eisen mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand so ein, daß es satt im Bett liegt und gerade so die Holzunterlage in seiner ganzen Breite berührt. Führen Sie zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand den Keil mit der rechten Hand ein und drücken ihn sanft mit dem rechten Daumen fest. Lassen Sie die linke immer noch da, wo sie ist. Nehmen Sie den Holzhammer und treiben den Keil (und nur den Keil ...) mit zwei, drei leichten Schlägen an. Drehen Sie den Hobel herum und peilen Sie von hinten längs über die Sohle. Das Eisen sollte nur ganz wenig unter oder über der vorderen Kante des Hobelmaules stehen. Mit zwei, drei leichten Schlägen auf den Keil fixieren Sie das Eisen. - Achten Sie auf das Geräusch: Der Klang des Schlages verändert sich, je fester der Keil sitzt. Nach einigen Versuchen werden Sie hören, ob der Keil fest sitzt. Auf keinen Fall sollten Sie an dieser Stelle gewalttätig werden, sondern vielmehr mit Feingefühl arbeiten.

Feineinstellung

Peilen Sie erneut über die hintere Kante und das Hobelmaul: steht das Eisen nicht genau parallel, können sie dies mit leichten Schlägen an die rechte oder linke obere Seite des Eisens korrigieren. Schaut das Eisen zu weit heraus, geben Sie einen Schlag auf den Schlagknopf. Schaut es zu wenig heraus, geben Sie einen Schlag auf das Eisen. Mit der Zeit werden Sie herausfinden, daß hier wenig Kraft oft mehr Wirkung zeigt. Jeder Schlag, besonders die kräftigen, können den Keil wieder lösen. Haben Sie also viel gehämmert, geben Sie immer auch einen Schlag auf den Keil, damit sich nicht mit einem Mal das Eisen vollständig löst und alle Arbeit umsonst war. Das Eisen steht parallel und genau auf der Höhe des vorderen Hobelmauls? Fertig!

Test

Hobeln Sie nicht gleich auf einer großen Fläche herum! Spannen Sie erstmal ein Weichholzbrett (Rauhspundbretter) mit einer Schmalseite nach oben in die Vorderzange der Hobelbank. Es ist für den Anfang immer einfacher, ein schmales Stück Weichholz zu hobeln. Gehen Sie einmal mit der linken und einmal mit der rechten Seite des Eisens über das Brett. Sind beide Späne verschieden dick, müssen sie noch die Parallelstellung des Eisens korrigieren. Ist der Span sehr grob, geben Sie einen Schlag auf den Schlagknopf. Passiert gar nichts, dann geben Sie einen Schlag auf das Eisen - siehe oben. Kommt in jedem Fall ein feiner Span herausgeschossen, sind Sie am Ziel. Am Anfang kann die Einstellung eines Hobels (ohne Abrichten der Sohle) 10 Minuten dauern. Nach ein bißchen Übung brauche ich jetzt kaum eine halbe Minute. Ungeduld ist aller Laster Anfang im Holzwerken.

Wenn es nicht klappt ...

Besondere Hobel

und vorletztens: Welche Hobel braucht man ?

Gute Holzhobel werden - in alphabetischer Reihenfolge - von Clark & Williams, ECE, HNT Gordon, Steve Knight und Ulmia hergestellt. Für deutsche Kunden sind die Produkte von ECE und Ulmia am leichtesten erhältlich und auch am preisgünstigsten. Zu allen Herstellern finden Sie Links auf dieser Webseite. Ich will für keinen Reklame machen. Nur: Vergessen Sie den Baumarktkram! 50 Euro sollte Ihnen ein Doppelhobel schon wert sein. Der wichtigste Universalhobel ist der Doppelhobel. Danach empfehle ich einen Schrupphobel zu kaufen. Der wird gern für unwichtig gehalten, dabei ist er unglaublich effektiv und kann die Transpiration beim Abrichten eines Brettes erheblich senken. Als drittes braucht man eine Rauhbank, schließlich einen Simshobel und für feine Abschlußarbeiten einen Putzhobel. Es gibt noch viel mehr Hobel für spezielle Einsatzzwecke, aber das werden Sie dann selber wissen. Ganz ausgelassen habe ich die japanischen Holzhobel. Sie erfordern besondere Einstellarbeiten, von denen ich keine Ahnung habe. Vielleicht gibt es ja mal jemanden, der dazu kompetent schreiben kann.

Zum guten Schluß

Falls Sie Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge zu dieser Hilfestellung haben: Das ist immer willkommen und kann in diesen Artikel angehängt oder eingefügt werden. Handwerkzeuge passen sich sehr stark an ihre Benutzer an und umgekehrt. Es führen deshalb immer viele Wege zum Ergebnis und es ist immer nützlich davon zu lesen.Sie können Ihre Kommentare an Wolfgang Jordan schicken.

Ihr Christof Hartge, familie.hartge@t-online.de

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