Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Ziehklingen schärfen

Kopie eines Artikels aus "Der Deutsche Tischlermeister"
Heft 3/1950, Seite 55


Schärfen Sie ihre Ziehklingen wirklich richtig?

Ziehklingen

DIE Ziehklinge, ein unscheinbares Stück Stahlblech ist doch ein wichtiges und in der Behandlung schwieriges Werkzeug. Sie findet beim Abputzen der Holzflächen Verwendung, und zwar:

1. um die durch den Putzhobel entstandenen Hobelstriche zu beseitigen,

2. um beim Abputzen dünner Furniere, Maser- und Wurzelfurniere (Kopfholz) den Putzhobel zu -ersetzen,

3. um gebogene Flächen zu bearbeiten, wo der Putzhobel versagt.

Sie bildet also einen Ersatz und eine Ergänzung des Putzhobels. Die richtige Leistung ist aber vom einwandfreien Schärfen abhängig.

Zum Schärfen dient der Ziehklingenstahl. Er muß aus härterem Stahl sein als die Ziehklinge selbst, beide müssen also einem gewissen Härteverhältnis entsprechen, genau so, wie dies bei der Säge und der Sägefeile notwendig ist. Deshalb ist das beste Material für die Ziehklinge noch immer ein Stück Gattersägenblatt und für den Ziehklingenstahl eine abgenutzte Sägefeile, deren Feilhiebe auf einem Sandstein (Schmirgelscheibe verbrennt den Stahl) abgeschliffen und dann gut poliert werden muß.

Das Schärfen der Ziehklinge setzt sich aus mehreren gut zu beachtenden Arbeitsgängen zusammen mit dem Endziel, an der Ziehklinge einen durchgehenden, lückenlosen, scharfen Grat zu erhalten, der beim Ziehen (nicht Schieben) von der Holzfläche einen zusammenhängenden Holzspan abtrennt. Der Arbeitsgang beim Schärfen ist folgender:

1. Zunächst Abschlichten der Kanten mit einer in gerader Richtung zu führenden Feile, um grobe Scharten oder Verletzungen zu entfernen. Dabei Einspannen zwischen Holzbacken.

2. Entfernung der entstandenen Feilstriche durch Abschleifen auf dem Rutscher, wechselnd halb quer zum Stein gehalten, um diesen gerade zu erhalten. Hierzu benutzt man eine Schleifzulage, das ist ein winkliger Klotz aus Buchenholz oder ein Winkeleisenstück, an welchem die Ziehklinge, oben überstehend, mit beiden Händen fest angepreßt wird. (Abb. 1) Dabei ist zu beachten, daß stets gleiche Ziehklingenseite an gleiche Klotzseite angelegt wird (beide markieren), damit auch bei einseitiger Abnutzung des Schleifklotzes möglichst wenig Ziehklingenfläche abzuschleifen ist (Zeitersparnis).

3. Darauf folgt das retuschieren auf dem Abziehstein in gleicher Weise. Das Endziel muß eine saubere, gerade und scharfe Längskante sein. (Abb. 2.)

4. Nunmehr wird die Ziehklinge flach auf die Hobelbank aufgelegt und durch einen mäßig starken, fast horizontalen Zug mit dem Ziehklingenstahl (denselben vorher leicht einölen) die Vorderkante nach unten gedrückt. (Abb. 3.)

5. Dieser nach unten gerichtete Grat muß nun nach oben umgelegt werden, und zwar dadurch, daß der Ziehklingenstahl fast senkrecht unter mäßiger Neigung zur Ziehklinge, den Grat fassend, in einem Zug von unten nach oben ziehend, geführt wird. (Abb. 4.) Dazu benutze stets die abgerundete Kante des Ziehklingenstahls (Abb. 5), die flache Kante (Abb. 6) benötigt zuviel Druck.

Das Nachschärfen besteht lediglich in Wiederholung des Abstreichens mit dem Ziehklingenstahl (Abb. 3 und 4). Erst wenn der Grat Lücken enthält, muß neu abgezogen resp. gefeilt werden.

Soll grobe Arbeit erzielt werden, dann wird die Ziehklingenkante spitzwinklig geschliffen, der Grat wird dadurch größer, die Wirkung entsprechend stärker. (Beachte die Leistung einer Parkettziehklinge).

Das Aufbewahren der Ziehklingen benötigt besondere Sorgfalt. Der Grat darf nicht rosten (durch Benutzung mit Schweißhänden), deshalb zeitweise leicht einfetten. Er darf aber auch nicht durch Staub verletzt werden. Deshalb sollen Ziehklingen immer griffbereit im Werkzeugschrank abgelegt werden, etwa so, wie Abb. 7 erkennen läßt. Verfährst du so, dann wird es dir die Ziehklinge mit guter Arbeit danken.


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