Wolfgang Jordan
KLEINES WERKZEUGMUSEUM

Werkzeughersteller und -händler

Jan Nooitgedagt, Ijlst (Niederlande)

Firmengeschichte

Jan Jarigs Nooitgedagt (1840-1920) begann mit der Produktion von Hobeln und Schlittschuhen in 1865 auf dem Dachboden seines Hauses. Die Produktion wurde bald ausgeweitet auf andere Produkte, um den geringen Bedarf an Schlittschuhen in milden Wintern auszugleichen. Die Familie zog schließlich in ein neues Haus um; das ursprüngliche Gebäude wurde ganz für die Produktion benötigt. Nach und nach stiegen auch die vier Söhne in den Betrieb ein, Jarig, Aldert, Thijmen und Jentje. Mehrmals wurden neue Gebäude gekauft, bis schließlich 1898 die erste Fabrik errichtet wurde. Um 1900 wurde die Fabrik von den vier Söhnen übernommen und sie bekam den Namen "Fabriek J. Nooitgedagt en Zonen". Zu diesem Zeitpunkt hatte das Werk ca. 50 Mitarbeiter.

Nach einem Besuch zweier Söhne in Deutschland wurde ein mechanischer Hammer zur Eisenproduktion angeschafft, lange bevor diese Methode in Remscheid oder Sheffield benutzt wurde.

1914 wurden alle Gebäude in der Eegracht abgebrochen, um eine neue Fabrik zu errichten. Das Personal hatte auf 150 Mitarbeiter zugenommen. Während des Baus brach der Erste Weltkrieg aus; der dadurch bedingte Mangel an Stahl behinderte sowohl den Bau der Fabrik als auch die Produktion. Durch die schlechte ökonomische Situation nahm die Belegschaft auf 64 ab.

1913 bekam die Fabrik einen Generator für die Stromerzeugung, um Maschinen damit antreiben zu können. Für die Hobelherstellung erfand Jan Jarigs eine Hobelmaschine, die bis 1930 in Betrieb war. Jan Jarigs Nooitgedagt starb 1920. Seine Enkel Jan Jarigs und Jan Alderts übernahmen den Betrieb um 1925. 1942 kam Urenkel Tjitte Jentjes hinzu.

In den dreißer Jahren wurden die Schlittschuhe zunehmend aus Metall gefertigt. Ursprünglich wurden dazu Gußformen aus Deutschland benutzt. 1935 wurde die Fabrik erweitert und modernisiert; sie zählte jetzt 56 Mitarbeiter. In guten Wintern wurden pro Woche 7000 Schlittschuhe produziert und ausgeliefert.

Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion von hölzernen Spielsachen aufgenommen. Anfang 1940 arbeiteten 140 Menschen in der Fabrik. In diesem Jahr übernahm Nooitgedagt die Firma Ruiter, Produzent von Kunstschlittschuhen. Nach gutem Anfang sank jedoch kriegsbedingt der Absatz von Schlittschuhen.

1945 starb Jan Jarigs und Jan Alderts leitete den Betrieb alleine. Die Produktion kam nach dem Krieg langsam wieder in Gang. Die Urenkel Jarig Jans und Aldert Jans stiegen 1950 in den Betrieb ein. Die steigende Produktion führte zu einem Personalengpass in Ijlst. Schließlich wurde 1956 in Bolsward ein neues Werk gegründet: "Metaalwarenfabriek J. Nooitgedagt en Zn. IJlst N.V. te Bolsward".

Die "Encyclopedie van Friesland" von Jelle Hindriks Brouwer nennt für 1958 als Produktionsprogramm Werkzeug, Schlittschuhe und Holzspielsachen. Zehn Prozent der Produktion wurden exportiert. Die Belegschaft betrug in Ijlst und Bolsward zusammen 200 Leute.

1959 begann Nooitgedagt mit Erfolg die Entwicklung und Produktion von "Noren" (Schlittschuhe nach norwegischem Vorbild, in einer Einheit mit den Schuhen). Im Jahr 1960 wurden 45.000 Paar eiserne Schlittschuhe und "Noren" sowie 75.000 Paar hölzerne Schlittschuhe produziert. Um billiger arbeiten zu können, wurde ein Teil der Produktion nach Japan ausgelagert. 1961 wurde der Betrieb umorganisiert in eine Aktiengesellschaft: "J. Nooitgedagt & Zn. IJlst N.V. [Naamloze Vennootschap]". Jan Alderts trat 1960 von der Betriebsleitung zurück. Zu den Direktoren Tjitte und Jarig Jans kam 1962 Aldert Jans hinzu.

Zum hundertjährigen Firmenjubiläum in 1965 erhielt die Firma das Prädikat "königlich" und hieß von da an: "Koninklijke Fabrieken J. Nooitgedagt & Zonen N.V. IJlst". In Ijlst arbeiteten jetzt 170 und in Bolsward 20 Menschen. Aufgrund von zwei milden Wintern stagnierte der Verkauf von Schlittschuhen. Die Leitung beschloß, die Produktion sowohl von hölzernen als auch von eisernen Schlittschuhen einzustellen. Die Vorräte im Magazin reichten aber noch bis 1975.

1975 wurde auch die Herstellung von Holzspielzeug eingestellt. Die Produktion konzentrierte sich jetzt auf Werkzeug, speziell Beitel und Meßwerkzeug. Weil der Name NOOITGEDAGT für Kunden im Ausland schwer auszusprechen ist, wurde unter anderen Markennamen verkauft. In den 70er und 80er Jahren wurden jährlich etwa 1,2 Millionen Beitel hergestellt, und Nooitgedagt gehörte zu den weltgrößten Beitelherstellern.

1991 wurde eine neue Fabrik in Ijlst gebaut. In diesem Jahr kündigte ein großer schwedischer Abnehmer seinen Vertrag und die Firma verlor 20% ihres Umsatzes. Eine große Umorganisation kostete viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Die Holzabteilung wurde 1995 geschlossen. Firmendirektor zu dieser Zeit war Wybrand Jan Attema.

Als Wybrand Jan Attema 1997 in Pension ging, stand kein Familienmitglied mehr zur Verfügung. Daher wurde der Verkauf an die britische Firma "Record" beschlossen. Ein Jahr später wurde Record von "American Tool Companies" übernommen und diese 2002 von "Newell Rubbermaid". Im Jahre 2004 wurde der Standort in Ijlst von dem amerikanischen Unternehmen geschlossen.

Weitere Informationen

Die Hobeleisen von Nooitgedagt stammten zum Teil von der Firma Wilh. Schmitt & Comp., meistens aber aus einer lokalen Schmiede oder aus eigener Produktion.

Fabrik Nooitgedagt (1933)
Fabrik 1933 5)
Anzeige Nooitgedagt (1958)
Anzeige 1958 8)
Anzeige Nooitgedagt (1971)
Anzeige 1971 6)

Marken

Markenanmeldungen  9)

Markenanmeldung Nooitgedagt 1859
Markenanmeldung 1905 7)

Abbildungen von Markenzeichen:

Aufkleber Nooitgedagt
"J. NOOITGEDAGT"
Aufkleber Nooitgedagt
"J. NOOITGEDAGT"
Aufkleber Nooitgedagt
"J. NOOITGEDAGT"

Quellen und Referenzen

Quelle:
1)
Gerrit van der Sterre: Vier eeuwen Nederlandse schaven en schavenmakers, 2001 [GvdS]
2)
3)
4)
Geheugen van Nederland (nach "Nooitgedagt" durchsuchen)
5)
"Nieuwsblad van Friesland" (25. 1. 1933 [Delpher]
6)
"Het vrije volk" (20. 9. 1971) [Delpher]
7)
"Nederlandsche staatscourant" (1.11.1905) [Delpher]
8)
"De telegraaf" (6.9.1958) [Delpher]
9)
Marken, Patente und Gebrauchsmuster stammen aus verschiedenen Quellen, die auf dieser Seite detailliert genannt sind.

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