Gegründet 1877 von dem Schreinermeister Georg Ott in der Ulmer Radgasse 1) (Ansichten der verschiedenen Ulmia-Produktionsstätten). Georg Ott hatte bei Joseph Steiner in Laupheim gelernt. 3)
![]() Georg Ott |
1879 Fertigung der ersten Handgehrungssäge und Anmeldung zum Patent. Diese Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus der Patentschrift Nr. 45111 vom 4. Februar 1888. Die Gehrungssäge wurde anfänglich mit wenig Erfolg von einer größeren Werkzeugfabrik (ich vermute: Steiner in Laupheim) vertrieben. Aber Georg Ott verhalf ihr durch seine zahlreichen Reisen zum Durchbruch.
Weil der Betrieb zu klein geworden war, erwarb Ott 1887 eine stillgelegte Wagenfabrik am Frauentor und erweiterte die Produktion auf Kreissägen, Werkzeuge für die Bilderrahmenfabrikation und patentierte Momentschraubzwingen. Daneben wurden auch Parkettböden gefertigt und Lohnarbeiten für andere Holzberufe durchgeführt. Später kamen Maschinen für das automatische Feilen und Schränken von Bandsägen hinzu. Als Folge einer mehrmonatigen Studienfahrt 1893 durch die USA und des Besuches der Weltausstellung in Chicago (1893) entwarf Ott den Ulmer Reformhobel (siehe unten: Gebrauchsmuster 21788 vom 06.01.1894) und erweiterte die Produktion auf Schraubknechte und Furnierböcke. Außerdem beschäftigte er sich mit der Verbesserung der Hobelbank, die er von Grund auf reformierte.
Nur zehn Jahre nach dem Umzug zum Frauentor wurde 1898 der Neubau einer Fabrik an der König-Wilhelm-Strasse erstellt, die bis 1998 als Firmensitz diente. Um diese Zeit trat Otts älterer Sohn Rudolf Ott in den Betrieb ein. Ein 1907 erschienenes Buch nennt eine Zahl von 150 beschäftigten Arbeitern ("Das Königreich Württemberg", Band IV: Donaukreis, Stuttgart, 1907). 1916 wurde die Firma in eine oHG umgewandelt und Sohn Rudolf und Schwiegersohn Carl Peschke als Teilhaber aufgenommen. Georg Ott erhielt als Anerkennung für seine Verdienste von König Wilhelm II. den Titel eines Königlichen Kommerzienrates. Nach dem ersten Weltkrieg mußte die Produktion und der Mitarbeiterstamm unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen wiederaufgebaut werden. Zu den Verbesserungen und Neuerungen in den 1920er Jahren zählen z. B. die neuen Hobel mit patentierter Keil- und Eisenbefestigung mit eingegratetem Handschoner und eisernem Schlagknopf sowie die neuen Spannsägen mit verstärkten Armen, gedrilltem Spanndraht und Versteifung des Gestells.
Georg Ott starb am 27.12.1927 im Alter von 74 Jahren.
1945 wurde die Fabrikanlage bei einem Bombenangriff total zerstört. Der Wiederaufbau in den folgenden vier Jahren erfolgte an der gleichen Stelle. Nach mehrmaligen Erweiterungen des Fabrikationsprogramms wurde 1973 ein Zweigwerk in Straß erworben und die Herstellung der Fachraum-Einrichtungen dorthin verlagert. 1998 Umzug in neue Fabrikationshallen im Ulmer Industriegebiet Donautal.
Die Firma Georg Ott mußte im Frühjahr 2002 im 125. Jahr ihres Bestehens Insolvenz anmelden. Die Namens- und Markenrechte, sowie diverse Patente und Produktionsanlagen wurden von der Firma ANTON KESSEL GmbH & Co. KG (ANKE-Werkbänke) erworben. Die Produktion der Ulmia-Werkzeuge wird in einer neu gegründeten Ulmia GmbH weitergeführt.
Die Firma Georg Ott wird in einer Doktorarbeit 4) erwähnt als Mitglied eines Zusammenschlusses von Holzwerkzeugfabriken in den Jahren 1914 und 1918. An einem erneuten Zusammenschluß in 1929 war die Firma nicht mehr beteiligt. Vorausgegangen war eine massive Werbekampagne verschiedener Holzwerkzeugfabriken, die in der Wirtschaftskrise um das Überleben kämpften.
Hinweise auf die Firma im Lieferantenverzeichnis 'Wer liefert was?':
Hobel (1940),
Hobel (1950),
Hobel (1960),
Holzbearbeitungswerkzeuge (1940),
Hobelbänke (1950),
Hobelbänke (1960).
Aus der 'Bayerischen Schreinerzeitung' stammen diese Anzeigen der Firma:
5.12.1925 (Werkzeuge allgemein und Hobelbänke),
5.12.1925 (Hobelbänke),
2.5.1930 (Hobel),
30.5.1930 (Patent-Hobel),
7.11.1930 (Hobelbänke),
7.12.1934 (Reformputzhobel).
Aus der 'Deutschen Tischlerzeitung' stammen diese Anzeigen der Firma:
31.8.1901 (Hobelbänke),
1942 (Schutzmarke).
Aus der 'Tischlerfachschrift' stammt diese Anzeige der Firma:
Oktober 1952.
Über die zeitliche Entwicklung der Hobel und die verschiedenen Produktlinien der Firma Georg Ott habe ich eine eigene Seite erstellt.
Mehr Ulmia-Werkzeuge im Netz:
Putzhobel,
Doppelhobel,
Falzhobel,
Türfalzhobel,
Nuthobel,
Gratsäge
(alle in der Sammlung von Eckhard Pohlmann)
Aktuelle Werkzeuge auf der Homepage der Firma Ulmia
Einträge im Markenregister des Deutschen Patent- und Markenamts:
Eintrag der Wortmarke "ULMIA" im Markenregister am 30.12.1908 unter der Registernummer 113472.
Eintrag der Wortmarke "ULMA" im Markenregister am 1.12.1911 unter der Registernummer 151954.
Das erste Zeichen (No. 114831) war schon einmal in identischer Form unter der Nummer 40378 am 20. 10. 1899 eingetragen worden. Ein diesem weitgehend gleiches Zeichen, aber mit rautenförmigem (perspektivisch quadratischem) Kirchplatz wurde auf einer Gehrungssäge (Modell A) gefunden.
Das 1954 eingetragene Zeichen wurde offensichtlich nur ein Jahr lang benutzt, bis 1955 wieder das vorherige mit den beiden Sternen, aber jetzt ohne die 'Wolken' auftauchte. Dessen Gebrauch läßt sich bis 1977 verfolgen.
Offensichtlich wurden alle diese Bildmarken im Laufe der Zeit benutzt, aber nur ein Teil davon ist auch auf Werkzeugen zu finden. Mehr dazu auf einer eigenen Seite über Ulmia-Werkzeug.
Diese Abbildung wurde 1913 unter der Nummer 190969 als Warenzeichen angemeldet [WAZ].
DE0000012517A (30.04.1881) Gehrungsschneideapparat
DE0000045111A (04.02.1888) Führungsvorrichtung für Gehrungssägen
DE0000053968A (04.02.1888) Führungsvorrichtung für Gehrungssägen
DE0000054642A (24.12.1890) Vorrichtung zum Zusammendrücken des Gehrungsstosses
DE0000091936A (27.09.1896) Hobelbankzange (siehe diese Anzeige)
DE0000419533A (02.10.1925) Gegen einen Bolzen in der Hobelöffnung sich stützendes Widerlager für den Keil bei Hobeln
DE0000561061A (10.10.1932) Keilwiderlager für Hobel
DE0000618598A (11.09.1935) Keilhaltung für Fausthobel
DE0000645427A (27.05.1937) Keilhaltung für Fausthobel
CH0000196033A (28.02.1938) Keilhaltevorrichtung an Handhobeln
DE0001603493U (16.03.1950) Nuthobel
DE0001608108U (15.06.1950) Putzhobel mit nachstellbarer Spanlücke (gelöscht)
DE0001614159U (05.10.1950) Werkzeug zum Andrücken eines Grates an Ziehklingen.
DE0001635146U (28.02.1952) Putzhobel mit verstellbarem Einstellplättchen zur Nachstellung der Spanlücke
DE0001661800U (20.08.1953) Putzhobel mit Holzsohle
DE0008617823U1 (14.05.1987) Hobeleisen für Handhobel
DE0003622389A1 (11.02.1988) Hobeleisen für Handhobel
DE0003605894A1 (27.08.1987) Handhobel
21788 (06.01.1894) Hobel mit aufgelegter Sohle und verstellbarem Plättchen zur Regulirung der Messeröffnung.
23229 (19.01.1894) Gehrungssäge für Thürfriese und Fensterrahmen, bei welcher Auflage und Arbeitsstück
waagrecht verstellbar sind und die Säge nur hin und her zu bewegen ist.
38680 (19.03.1895) Parallel zur Schnittfläche der Säge schräg verstellbarer Winkelanschlag für
Hand- und Kreissägen.
65997 Gehrungssäge
112896 (07.03.1899) Französische Hobelbankvorderzange mit automatischer Parallelführung.
120955 (21.07.1899) Momentschraubzwinge mit prismatischer Stellschiene.
124613 (17.10.1899) Schraubzwinge mit in Schlitzen am Rücken von Quer- und Langstück eingeleimtem
Verbindungsstück, zur Verhinderung des durch die eiserne Zugschraube bedingten einseitigen Druckes auf
die zu verbindenden Hölzer.
140688 (09.06.1899) Gehrungssägenschieber mit nachstellbaren Sägenführungsbacken.
140689 (09.06.1899) Längenstellungsvorrichtung für Gehrungssägen mit verschieb- und umlegbaren
Anstosswinkeln.
141879 (18.08.1900) Sägenschärfmaschine mit kniegelenkartigen Hebelarmen, in dessen einem die
Schleifwelle in der Längsrichtung federnd gelagert ist
152966 (25.03.1901) Schraubzwinge, bei welcher das Mittelstück mittelst schräger Zapfen in die
nicht durchgehenden Schlitze der Querstücke eingeleimt ist, so daß das Querstück an der
Durchgangsstelle einer Zugschraube nicht geschwächt wird.
154589 (26.04.1901) Sägenspannvorrichtung, bestehend aus einem durch den Sägenarm gehenden Haken,
welcher durch einen Hebel gedreht wird.
177508 (05.05.1902) Reguliervorrichtung an Gehrungssägen mit Stellschraube und Anschlagwinkel.
192868 [bzgl. Gehrungssäge]
195438 (23.02.1903) Bilderrahmen-Leimzange mit Druckfeder und Spannschraube.
195439 (23.02.1903) Bilderrahmen-Leimklammer mit beweglichen in den Rahmenfalz eingreifenden Zackenteilen und einem durch
Schraubspindel verschiebbaren Eckenanschlag.
199884 [bzgl. Gehrungssäge]
200494 Gehrungssäge.
203681 (25.05.1903) Feststellung von verstellbarem Schraubknechtbacken mittels eines durch die Schere hindurchgehenden,
in Löcher des Längsschenkels eingreifenden Steckstiftes.
203682 (25.05.1903) Gehrungssägentisch, bestehend aas schmiedeeiserner Platte mit Holzauflage, an dessen Hinterseite
zwischen Holz and Eisen ein Winkeleisen eingesetzt ist, an welchem die Rückwandplatten angeschraubt sind.
209465 (18.09.1903) Ein durch Klemmbacken und Druckfeder festgehaltener, verschiebbarer Bankhaken.
271406 (31.01.1906) Messerwelle mit dreieckförmigem Querschnitt, auf deren Flächen je ein Messer aufgeschraubt wird
283661 (29.06.1906) Vorrichtung zum genauen Einstellen der Messer an Hobelmaschinen
772395 (02.03.1921) Ellipsenartig gebogene Gehrungsspannklammer.
772844 (07.03.1921) Spreizzange für Gehrungsspannklammern.
1056853 (27.11.1928) Türenspanner.
1100224 (31.10.1929) Sägearmverbindung an Spannsägen.
1603493 (21.11.1949) Nuthobel.
1613881 (05.08.1950) Werkzeug zum Beschneiden von aufgeleimten Furnieren.
1614137 (14.08.1950) Adernutschneider für Furnier u. dgl.
DE000001619675U (08.02.1951) Streichmaß, insbesondere für Glaserarbeiten, mit mehreren Maßstäben.
DE000001674327U (01.04.1954) Gehrungssaege mit Hubbegrenzung.
DE000001674328U (01.04.1954) Gehrungssaege mit in Ringschrauben gefuehrtem Stegrohr.
Abstract
The company Georg Ott, better known under their trademark "Ulmia", was founded in 1877 by the cabinetmaker Georg Ott. The tool that established the fame of this company was the miter saw, for which a patent was granted in 1888 (DRP 45111, see picture).
The company grew fast and moved to bigger premises in 1887 and again in 1898. This last location served as headquarter until 1998.
Following an extended trip to the United States in 1893 Georg Ott developed the so-called "Ulmer Reformhobel", a smoothing plane with an adjustable mouth (see example). In the following decades this plane was copied by many manufacturers and became a standard in smoothing planes. Even the term "Reform" was used by others and is still in use today for a high end smoothing plane with adjustable mouth, often made of fruitwood with lignum vitae sole.
In the 1920s Ott experimented with various improvements in plane design, namely an advanced wedge abutment and a blade guard for the thrusting hand. Many others did the same, but Ott's design was one of the most successful and is still used in recent "ULMIA" planes.
In 2002 the Ott company went bancrupt. The trademark rights and part of the production facilities were bought by ANTON KESSEL GmbH & Co. KG, which is now producing "ULMIA" tools in their factory in Langenenslingen/Germany.
Toothing plane, Jack plane, Toothing plane, "Reform" smoothing plane, Plane for children, Tenon marking gauge, Mortise chisel
Smoothing plane, Double iron plane, Filletster, Door filletster, Grooving plane, Stair saw (all in the Eckhard Pohlmann collection)