Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Hobeleisen schärfen

Kopie eines Artikels aus der Lehrlingszeitschrift "Der Hobel"
Heft 4/1931, Seite 187-190


Das Hobeleisen

Bearbeitet nach dem gleichnamigen Aufsatz im "Schultechnischen Ratgeber" der Laupheimer Werkzeugfabrik, vorm. Jos. Steiner Söhne, Laupheim (Württ.).

Die Leistungsfähigkeit des Hobels hängt sehr stark von der Qualität des Eisens ab. Man wähle immer das beste Hobeleisen und lasse sich durch den Preis nicht abschrecken. Doppeleisen mit kurzer Schraube sind praktischer und solchen mit langer Klappenschraube vorzuziehen.

Schleifen von Hobeleisen

Es ist eine Tatsache, daß dem Schleifen von Werkzeugen meistens nicht die erforderliche Sorgfalt gewidmet wird. Durchweg beruht das angebliche Versagen eines Hobels darauf, daß das Eisen entweder nicht mit dem geeigneten Schärfmittel oder nicht in der richtigen Weise geschärft wurde.

Besonders trifft dies bei solchen Eisen zu, die als zu hart oder zu weich bezeichnet werden. Derartige beanstandete Eisen erweisen sich durchweg bei einer Nachprüfung als gut in Qualität, aber schlecht im Schliff. Auf Grund von 70jährigen Erfahrungen wird deshalb folgendes zur Beachtung empfohlen:

1. Wie wird meistens ein Hobeleisen geschliffen?

Vielfach erfolgt das Schleifen eines Eisens in völlig unzulässiger Weise auf einem nicht feststehenden Schleifstein, der schon durch sein Hin- und Herwackeln beim Schleifen eine genaue Schnittfläche verhindert, ganz abgesehen davon, daß die obere Fläche des Schleifsteines durch die vielfache Benutzung ausgehöhlt ist. Es ist natürlich unmöglich, auf einem solchen Schleifstein die erforderliche ebene Fläche bzw. den für den Schnitt des Eisens erforderlichen bestimmten Winkel zu erzeugen.

Die Fase des Hobeleisens muß geradlinig sein (siehe Abbildung 1) und nicht etwa rund, schief oder bucklig, zu kurz oder zu lang, wie es Abbildung 2 zeigt. Selbstverständlich muß auch der Abziehstein von bester Qualität sein. Damit die Fase und der Schneidwinkel auch tatsächlich bei seiner Benutzung die erforderliche Form erhalten; denn wenn diese nicht richtig ist, wird die Schneide niemals standhalten. Das Eisen wird - in Verkennung der wirklichen Ursache - als zu hart oder zu weich bezeichnet werden.

Hobeleisenfase

Ist der Schneidwinkel zu groß, also die Fase zu kurz geschliffen, so dringt das Eisen zu schwer in das Holz ein. Im entgegengesetzten Falle, wenn der Winkel zu spitz, also die Fase zu lang ist, biegt die Schneide entweder um oder sie bröckelt aus und bekommt Scharten.

Vor allen Dingen darf auch das Eisen auf der Stahlseite nicht geschliffen werden, weil dadurch die Stahlseite verkratzt und später durch diese Kratzer Furchen gebildet werden, die als Scharten an der Schneide in Erscheinung treten.

Ferner ist es zweckmäßig, daß der Trog eine Auflage besitzt, damit das Werkzeug auf diese aufgelegt und leicht an den Stein angedrückt werden kann. Die Fase des Hobeleisens soll mit der sogenannten Stahl- oder Schneideseite einen Zuschärfungs- oder Zuschrägungswinkel von ca. 24° bilden (Winkel e in Abb. 3a und 3b). Es ist sogar angebracht, sich hierfür einer Schleiflehre zu bedienen. Abb. 5 zeigt eine solche Schleiflehre in natürlicher Größe.

Schneidwinkel
Schleiflehre

Das überaus wichtige Abziehen des Hobeleisens hat mit einem guten Abziehstein folgendermaßen zu geschehen: Zuerst ist der durch das Schleifen auf dem Drehstein entstandene Grat durch einige leichte Abziehstriche mit dem Hobeleisen über den Abziehstein zu entfernen. Dann ist die obere Fläche des Hobeleisens, die Stahl- oder Schneidseite, solange abzustreichen, bis sie an der Schneide eine flache, blanke, nicht mehr verkratzte Fläche bildet. Hierauf ist - als das Wichtigste - auf der der Stahlseite entgegengesetzten Seite, der Fasenseite, mit dem Abziehstein an dieser Fase eine zweite, kleine Fase f (Abb. 3b) anzubringen, durch die der gute Schnitt des Eisens ermöglicht werden soll.

Je spitzwinkliger nämlich die Schneide ist, um so tiefer dringt sie in das zu bearbeitende Material ein, genau so wie ein spitzwinkliger Keil eine größere Wirksamkeit besitzt als ein stumpfwinkliger. (Vergleiceh Keilwinkel b in Abb. 3a und 3b.) Es richtet sich dieser WInkel an der Schneide aber nach dem Material, der Form und der Art des Werkzeuges. Bei hartem und sehr ästigem Holz wäre ein Keilwinkel von 24° z. B. zu spitz; er würde die Schneide nicht halten können.

Um aber dennoch den an und für sich günstigen Zuschrägungswinkel von 24° beibehalten zu können, muß eben jede Schneide mit der kleinen Fase f versehen werden (Abb. 3b). Beim Schneidevorgang kommt es also auf den Zuschrägungswinkel e nicht so sehr an als auf den Keilwinkel b. In Abb. 3a sind Zuschrägungswinkel und Keilwinkel identisch, daher gleich groß; in Abb. 3b ergibt sich aus Keilwinkel b und Zuschrägungswinkel e der Winkel d. Je größer der Winkel d, je größer also der Unterschied zwischen dem Keilwinkel b und dem Zuschrägwinkel e ist, um so schmaler wird die wegen Materialersparnis möglichst klein angeschliffene Fase f sein. Praktisch läuft das darauf hinaus, daß die Fase f um so schmaler ist, je größer der Keilwinkel b angeschliffen wird.

Keilwinkel b und Anstell- oder Rückenwinkel c bilden zusammen den Schneidwinkel a. Der Schneidwinkel a richtet sich übrigens nach der Art der Hobel. Er soll bei

betragen.

Im allgemeinen ist noch zu bemerken:

  1. Hobeleisen sollen entweder ganz aus Gußstahl oder doch mit feinstem Gußstahl verstählt sein.
  2. Das Anschleifen soll nur auf nassem Schleifstein erfolgen.
  3. Schmirgelscheiben sind zu vermeiden. Durch trockenes Schleifen auf Schmirgelscheiben werden die meisten Hobeleisen verdorben, da die dünne Schneide zu heiß und infolgedessen weich oder taubschneidig wird.
  4. Die große oder Hauptfase des Hobeleisens soll so geschliffen werden, daß der Zuschrägwinkel immer derselbe (24°) ist, also so, wie das Eisen vom Fabrikanten geliefert wird.
    Schneidenform
  5. Durch falsche Behandlung verdorbene Hobeleisen wird der Fabrikant niemals umtauschen.

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