Wolfgang Jordan
KLEINES WERKZEUGMUSEUM

Texte

Hobel.

Auszug aus Carl Wilkens: Tischlereitechnisches Auskunftsbuch 1)


Hobel. Dem Tischler ist der Hobel ein unentbehrliches Instrument. Jeder Hobel, sein Zweck mag noch so verschieden sein, besteht aus dem Hobelkasten, dem Eisen und dem Keil, der das Eisen hält. Letzterer wird zuweilen durch andere Vorrichtungen ersetzt, z. B. wird am Grundhobel das Eisen festgeschraubt. An den amerikanischen Hobeln wird das Eisen entweder durch eine Schraube oder durch einen Exzenter festgehalten. Ebenso wird das Eisen entweder mit einer Schraube oder mit einem Hebel vor- und rückwärts gestellt; ersteres ist besser. Der Hobelkasten muß von hartem, fein gefasertem Holze, wie Weißbuche, Ahorn, Weißdorn, sein. In Ermangelung genannter Hölzer nimmt man auch das Holz von Obstbäumen, wie Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbaum. Die untere F1äche, welche auf dem zu hobelnden Werkstück aufliegt, heißt die Bahn oder Sohle und wird zuweilen mit einem feineren Holze, wie Buchsbaum, belegt. Häufig wird sie nur vor der Schneide des Eisens mit einem solchen Stück Holz oder Knochen ausgelegt, wenn nämlich die Öffnung zwischen Holz und der Schneide des Eisens nach landläufiger Ansicht zu groß geworden sein soll. In Wirklichkeit hat die Form des Spanloches auf das Sauberhobeln wenig oder gar keinen Einfluß; diesen übt allein die Klappe aus, wie weiter unten gezeigt wird. In bezug auf das Geradehobeln ist es nicht gut, wenn vor dem Eisen ein Material eingesetzt wird, welches härter ist als die Sohle; denn beim Gebrauch kann die Sohle nicht gerade bleiben, weil das härtere Material sich weniger abnutzt, wie die übrige Sohle. Merkwürdigerweise findet man aber manchmal sogar Hirnholz vor dem Eisen eingesetzt. Beim Anfertigen eines Hobels hat man darauf zu achten, daß das Holz nicht verkehrt genommen wird. Die dem Kern zugelegene Seite muß zur Sohle genommen werden. Die Fasern müssen nach vorn zu steigen, so daß man, wenn man eine Hobelsohle abrichten will, dem Hobeleisen entgegenhobeln muß; sonst nutzt sich der Hobel sehr leicht ab.

Das Hobeleisen ist entweder ein eisernes mit einer auf der Vorderfläche aufgeschweißten Stahldickte, wie bei den deutschen Eisen, oder es besteht ganz aus Stahl, meistens Gußstahl, wie bei den englischen. Letztere lassen sich sehr schwer schleifen. Der schräg angeschliffene Teil des Eisens, die Fase, liegt in der Regel nach hinten.

Hobel, welche sauber hobeln sollen, sogenannte Doppelhobel, erhalten Doppeleisen, d. h. die vordere, gegen das Holz gehende Fläche des einfachen Hobeleisens wird mit einer eisernen Platte, Klappe genannt, belegt, welche mit ihrer geradlinigen Kante bis sehr nahe an die Schneide des Hobeleisens reicht. Soll die Klappe ihren Zweck erfüllen, muß sie von schlanker Form sein, ohne jedoch an der Spitze scharf auszulaufen. Sie muß hier vielmehr eine zum Hobeleisen fast rechtwinklige kleine Fase von 1/2 mm aufweisen. In dieser kleinen Fase liegt eigentlich das ganze Geheimnis, warum Doppelhobel und warum sie nicht sauber gehen. Diese Fase muß deshalb da sein, um ein Weiterreißen des Hobelspanes in der Richtung der Holzfasern zu verhindern; er wird im Augenblick, wo er durch das Eisen geschnitten wird, durch die Fase gebrochen und gezwungen, fast rechtwinklig nach oben aufzusteigen. Wesentlich für das ungehinderte Aufsteigen des Spanes ist es, daß der Hobelkasten bzw. das Spanloch selbst, sowie die Oberfläche der Klappe sehr sauber bearbeitet sind. Besonders darf an der kleinen Fase absolut kein Feilstrich mehr zu sehen sein, sie muß daher bestens auf dem Streichstein abgezogen sein. Auch muß die Klappe am Hobeleisen äußerst dicht anschließen, sobald sie selbst angeschraubt wird; sonst würden sich die Hobelspäne unter der Klappe festsetzen - "der Hobel stopft" heißt es dann im Tischlerdeutsch. Mit der Zeit wird die kleine Fase von den Hobelspänen, wenn auch langsam, so doch tatsächlich abgenutzt; sie muß dann wieder auf dem Streichstein erneuert werden. Daß der Zweck der Klappe vielfach verkannt wird, geht daraus hervor, daß nicht wenige Tischler die Klappe ganz scharf zufeilen, wenn einmal ein vernünftiger Tischler die Fase angebracht hatte. Andere wieder glauben, das Spanloch (Maul) trage dazu bei, wenn Hobel nicht einreißen sollen; sie machen es daher so eng, daß mitunter kaum der Span hindurch kann. Diese Auffassung ist ebenso falsch wie die andere, wie aus obigem hervorgeht. Ein Putzhobel, der nach vorstehenden Grundsätzen hergerichtet ist, wird stets sauber hobeln, auch wenn das Spanloch schon größer geworden ist.

Am unentbehrlichsten sind die Doppelhobel bei Vollendung der Tischlerarbeiten, namentlich wenn das Holz maserig und ästig ist. Der gute leichte Gang hängt von der schicklichen Neigung des Eisens, also von der Neigung der Fläche im Keilloch, auf welcher das Eisen aufliegt, ab. Diese Fläche bildet mit der Sohle beim Doppelhobel einen Winkel von 45 Grad, beim Putzhobel einen solchen von 47 Grad. Je kleiner der Winkel, desto leichter geht der Hobel, reißt aber leicht ein. Je größer der Winkel, desto schwerer geht der Hobel, reißt aber nicht so leicht ein. Indes kann ein Doppelhobel noch so gut ausgeführt sein, wenn die Klappenkante nicht die oben beschriebene Form hat, so hobelt er nicht sauber.

Die Werkzeugindustrie hat allerlei Hobel auf den Markt gebracht, welche die Tischlerhobel zu vervollkommnen suchen. So ist der Keil durch einen Exzenterhebel oder eine Schraubenklappe ersetzt, was nach zwei Richtungen vorteilhaft ist: 1. wird der Hobel nicht mehr mit dem Hammer bearbeitet, 2. wirken Kraft und Last nur auf den hinteren Teil des Hobels ein, wobei ein Verziehen des Hobels nicht bewirkt werden kann, wie es bei dem Keilsystem leicht der Fali ist, namentlich bei der Rauhbank. Weniger wichtig ist am Doppelhobel die Einrichtung, wo vermittelst Schrauben das Spanloch eng oder weit gestellt werden kann, weil, wie schon gesagt, das Spanloch gar nicht den beabsichtigten Einfluß auf den Schnitt des Hobels ausübt.

Das Holz, aus welchem Hobel hergestellt werden sollten, muß besonders gut ausgetrocknet sein, um späterem Verziehen vorzubeugen. Auch empfiehlt es sich zu gleichem Zweck und der leichteren Sauberhaltung wegen, neue Hobel mit Leinöl einzulassen, am besten legt man sie einige Zeit lang in ein mit Leinöl gefülltes Gefäß, bis sie von Leinöl durch und durch gezogen sind. Nach dem Tränken mit Öl sind sie mit Politur abzureiben.

Beim Gebrauch nutzt sich die Sohle vor dem Eisen immer mehr ab als hinter demselben; der Tischler sagt dann: der Hobel "hat Hinterholz". In diesem Falle muß die Sohle neu abgerichtet werden. Beim Abrichten schlage man das Eisen nicht aus dem Hobel heraus, sondern nur zurück, weil bei eingeschlagenem Eisen eine wenn auch noch so geringe Veränderung der Hobelsohle gegenüber dem Hobel ohne Eisen nicht unmöglich, sogar meist wahrscheinlich ist.

Quellen und Referenzen

Quelle:
1)
Carl Wilkens: Tischlereitechnisches Auskunftsbuch (Berlin, 1924)

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