Wolfgang Jordan
KLEINES WERKZEUGMUSEUM

Werkzeughersteller und -händler

Goldenberg, Dorlisheim/Frankreich

Firmengeschichte

Jean Guillaume (Johann Wilhelm) Goldenberg (7.12.1778-18.2.1858), geboren in Bliedingshausen bei Remscheid, kam aus politischen Gründen nach Bärenthal (Lothringen/Frankreich). Dort leitete er ab 1826 als Direktor das Eisenwerk, das Jacques Coulaux 1818 gekauft hatte (siehe auch unter Coulaux). Er hatte nicht nur großen Erfolg beim Ausbau dieses Werkes und der Verbesserung in der Stahlerzeugung, sondern machte sich auch um die Gesundheit der Bewohner verdient, indem er die dortigen Sümpfe trockenlegte und damit den Stechmücken die Grundlage entzog, die damals eine gefährliche Krankheit verbreiteten. 1) 2)

Jean Guillaumes Sohn Gustave (Gustav Paul Friedrich Albert) Goldenberg wurde am 10.05.1805 in Remscheid geboren. Im Jahr 1818 ging er mit seinem Vater nach Molsheim. Seine Laufbahn begann in einer kleinen Werkstatt als Hersteller von Seitenwaffen. Wegen der schlechten Auftragslage nutzte er seine metallurgischen Kenntnisse für die Herstellung von Werkzeug und gründete 1835 eine erste Fabrik in Dorlisheim im Elsaß. 1837 folgte dann eine zweite in Zornhoff bei Saverne. Er stellte dort erst Feilen her, später allgemein Werkzeug, Sägen, Kaffeemühlen, landwirtschaftliches Gerät und Hobeleisen. Ein erster Katalog erschien 1838. 1850 Gründung der Gesellschaft 'Goldenberg et Cie.' 1) 2) 3)

Der "Amtliche Bericht über die Industrie-Ausstellung aller Völker zu London im Jahre 1851" 4) erwähnt die Firma in einem Abschnitt über die französischen Teilnehmer der Ausstellung:
"G. Goldenberg und Comp. zu Zornhoff bei Saverne im Elsaß sandten von ihrem ausgedehnten Etablissement eine große Sammlung verschiedenartiger Werkzeuge, welche gänzlich denen von Remscheid nachgebildet sind, wie denn dieses Unternehmen in der That durch Uebersiedelung aus letztgenanntem Orte entstanden ist."
Die Firma Goldenberg erhielt für ihre Sägen und Werkzeuge eine "kleinere Denkmünze".

Um 1870 entstand ein neues Werk in Tronville en Barrois, mit dem Namen 'Französische Werkzeugmanufaktur, vormals Goldenberg & Cie.' Gleichzeitig wurde das Mutterhaus in Zornhoff umgewandelt in eine Gesellschaft mit dem Namen 'Elsässische Werkzeugmanufaktur Zornhoff, vormals Goldenberg & Cie.' Ab 1893 wurden in Tronville die ersten vollständigen Hobel hergestellt. Für das Jahr 1914 wird die Firma erwähnt als Mitglied eines Kartells von Holzwerkzeugfabriken (Doktorarbeit von Friedrich Ott [FO]). 1924 fusionierten die beiden Gesellschaften in Tronville und Zornhoff zu den 'Frühere Gesellschaften Goldenberg & Cie.' Zwischen den Weltkriegen ging der Verkauf der Werkzeuge zurück; die Konkurrenz mit Peugeot, aber auch mit den Amerikanern, wurde härter. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde ein Kooperationsvertrag mit der 'Peugeot Fabrik für Handwerkzeuge (Peugeot Frères)' geschlossen und die Firma SICFO gegründet, die 1986 in dem britischen Stanley-Konzern aufging. Der Markenname 'Goldenberg' ist dabei aber erhalten geblieben. 3)

Weitere Informationen

In der Zeitschrift "Die Werkzeugmaschine" (hrsg. vom Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, 30. August 1897), erschien diese Meldung:
"Kürzlich brach in der Werkzeugfabrik Zornhof bei Zabern, Elsass-Lothr. ein Grossfeuer aus, welches innerhalb zweier Stunden Wertsachen von nahezu einer halben Million vernichtete. Das Feuer entstand in dem Polier-Atelier auf eine bis jetzt unaufgeklärte Weise. Besonders durch die Vernichtung der Schlosserei, ist der Schaden ein bedeutender geworden, da sich in demselben sehr viele wertvolle Maschinen befanden."

Fabrik Tronville (1927)
Fabrik Tronville 1927 5)
Fabrik Zornhoff (1927)
Fabrik Zornhoff 1927 5)

Zur Datierung: 3)
Von der Gründung 1835 bis 1893 werden von den Hobeln nur die Eisen hergestellt. Die Markierung besteht aus dem Schriftzug "à l'oeil" oder "Zornhoff" in einem Zickzack-Rahmen. Später folgt der Schriftzug "Goldenberg" und eines der drei Zeichen für die Stahlqualität: die beste ist mit einem Auge gekennzeichnet, die anderen mit einem Greif oder einem Schwan. Ab 1893 werden ganze Hobel hergestellt, die Hobelkörper mit "Goldenberg" gestempelt. Es gibt zwei Produktionslinien: eine deutlich französische, meist aus Speierling und kaum gerundet, die andere für den Export nach Osten aus Weißbuche, mit Hobelnase und gerundeten Formen (sehr ähnlich den Hobeln von Joh. Weiss & Sohn). Auch für den angelsächsischen Markt wurden Eisen hergestellt. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg werden die Eisen mit "Goldenberg acier chromé" gestempelt, die Körper erhalten eine Markierung entsprechend ihrer Holzart (Obstholz, Speierling) und ein Medaillon mit der Marke Zornhoff. Ab etwa 1970 wird das Medaillon gegen einen roten Stempel ausgetauscht und die aus Pockholz bestehende Sohle ist gegen den Körper aus hellem Holz abgesetzt.

Werkzeug

In meiner Sammlung:

Schrupphobel mit Goldenberg-Eisen
Schrupphobel mit Goldenberg-Eisen

Marken 7)

Goldenberg Warenzeichen 1875
Goldenberg Warenzeichen 1875
Goldenberg Warenzeichen 1875

Benutzte Markenzeichen: 5)
Goldenberg verwendete für die einzelnen Werkzeuggruppen z. T. unterschiedliche Markierungen.

Stempel Goldenberg
Für Feilen und Raspeln
Stempel Goldenberg
Für geschmiedete Werkzeuge
(Hobeleisen, Beitel, usw.)
Stempel Goldenberg
Für Sägen

Abbildungen von Markenzeichen:

Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG
46
ACIER FONDU
A GARANTIE
BREVETE S.G.D.G."
(Hobeleisen)
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG"
ACIER FONDU
(Sammlung K. G. Heid)
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG & Cie
ZORNHOFF SAVERNE
ALSACE"
(auf einer Kaffeemühle,
Sammlung R. Düwer)
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG & Cie
ZORNHOFF SAVERNE
ALSACE"
(Sammlung K. G. Heid)

Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG
ACIER FONDU"
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG
ACIER FONDU"
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG, A.F"
(Beitel)
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG"
(Beitel, von Ulrich Affolderbach)
Stempel Goldenberg
"GOLDENBERG"
(Beitel, von Pavel Mach)

Werbemarken

Werbemarken von Goldenberg:

Werbemarke Goldenberg
Werbemarke Goldenberg
Werbemarke Goldenberg
Werbemarke Goldenberg
Werbemarke Goldenberg

Kataloge

Katalog Goldenberg (1927, Nachdruck)
Katalog, 1927
(Nachdruck)

Patente 7)

(22.06.1839) Neues Verfahren alle Arten Schreinerwerkzeuge, als Hobel, Schnizmesser etc. zu verfertigen.

Gebrauchsmuster 7)

201897 (23.05.1903) Sägenschränkzange, deren einer Schenkel mit einem Hebel in einem Ausschnitt eines Gehäuses des anderen Zangenschenkels drehbar ist und ein Druckstück bewegt, das mit seinem freien Ende auf einen Zahn der Säge einwirken kann.
204426 (01.07.1903) Sägenschränkzange mit einfachem Scharnier für die Schenkel und einer gleichzeitig als Anschlag für den zu schränkenden Sägezahn ausgebildeten Sperrfeder.
294407 (20.11.1906) Kistenöffner mit Nagelreisser and Schraubenzieher.
414254 (19.02.1910) Hobel.
456484 (07.02.1911) Doppelhobeleisen.
460722 (13.03.1911) Zusammenlegbare Säge mit ineinander schiebbarer Spannstange und Federverschluß.
546618 (18.01.1913) Deckel für Doppelhobeleisen
581627 (29.11.1913) Deckel für Doppelhobeleisen

Quellen und Referenzen

Quelle:
1)
Forge de Bærenthal (Wikipedia)
2)
3)
Pierre Bouillot, Autor von "Les Rabots"
4)
5)
Nachdruck eines Goldenberg-Kataloges von 1927 (s.o.)
7)
Marken, Patente und Gebrauchsmuster stammen aus verschiedenen Quellen, die auf dieser Seite detailliert genannt sind.

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